Litauisches Erfolgsrezept?
Wer bei der diesjährigen litauischen Vorentscheidung erst zum Finale am 1. März einschaltete, hatte das Beste eigentlich schon verpasst: Seit dem 14. Dezember wurde beim nationalen Fernsehsender LRT fleißig gecastet und ausgesiebt, und das mit so großem Zuschauererfolg, dass das ursprünglich auf zehn Sendungen ausgelegte Format um zwei Folgen verlängert wurde. Zwar waren dem Finale auch schon in den Vorjahren bis zu sieben Viertel- und Halbfinalrunden vorgeschaltet worden, doch zum 20-jährigen Jubiläum der litauischen Eurovisionsteilnahme (Ovidijus Vyšniauskas hatte dem Land 1994 in Dublin einen denkwürdigen 0-Punkte-Einstand beschert) wollte man das Auswahlverfahren noch einmal gründlich umkrempeln. Künstler und Komponistenteams konnten sich separat bewerben, was einerseits zu einer - für Litauen - sensationellen Zahl von 106 Einreichungen führte und andererseits für ein bunt gemischtes Starterfeld sorgte.
Drei Finalisten - ein Song
Konzeptionell erinnerte das neue litauische Vorentscheidungsformat an das Finale von "Unser Star für Oslo" bzw. "Unser Star für Baku" - ein vorgeschaltetes Casting, dem anschließend die Wahl des besten Songs folgt. Mit dem Unterschied, dass hier nicht unbedingt Nachwuchs gecastet wurde, sondern auch ESC-Veteranen wie Sasha Son oder die ewige Vorentscheidungszweite Aistė Pilvelytė. Zudem mussten die verbliebenen Interpreten ab der sechsten Show des Vorentscheidungsmarathons die 16 ausgewählten Finalsongs (von denen die Hälfte von einem gewissen Aidan O’Connor komponiert war) in immer neuen Zusammenstellungen vortragen, wodurch sich das Publikum nicht nur mit den Künstlern, sondern auch mit dem potenziellen litauischen Beitrag besser vertraut machen konnte. Dieser stand dann schon vor dem Finale fest und wurde von den drei Finalisten in sehr unterschiedlichen Arrangements gesungen. Mit der Sängerin und Schauspielerin Vilija Matačiūnaitė entschieden sich Jury und Publikum am Ende nicht nur für die energiegeladenste Performance, sondern auch für eine der Autorinnen des Dubstep-Titels "Attention". Das Geschmäckle vertrieb die Siegerin allerdings auf sehr charmante Weise: Sie drehte den Kameras nach der Verkündigung erst einmal den Rücken zu, um im Stillen ihrem Herrgott zu danken.
PS: Als Interval-Act schwang auch hier der Schweizer Sebalter seine Fidel. Da will einer aber auch alles richtig machen!