Stand: 03.05.2018 17:59 Uhr

Mikolas, der tschechische Rekonvaleszent

Mikolas Josef auf der Bühne in Lissabon. © eurovision.tv Foto: Thomas Hanses
Es geht aufwärts: Nach seiner Verletzung steht Mikolas Josef bei der zweiten Probe wieder auf der Bühne.

Es war ein Schock in der Tschechischen Republik, alle Zeitungen spekulierten über Böses: Muss Mikolas Josef vor dem ESC in Lissabon verletzt aufgeben? Tatsächlich hatte sich der junge Mann bei seiner ersten Probe fürs erste Halbfinale in der Altice Arena irgendwie verletzt, konnte nicht mehr richtig gehen, man musste ihm sogar beim Aufstehen helfen.

Aber keine Panik. Rasch wurde wieder Entwarnung gegeben. Josef selbst sagte am Donnerstag auf der Pressekonferenz: "Ich habe so viel Hilfe bekommen, Fans wollten mich im Krankenhaus besuchen, aber alle Untersuchungen haben ergeben, dass ich keinen Bandscheibenvorfall habe oder sonst am Rücken beschädigt bin. Und deshalb gebe ich nicht auf, ich habe so lange für diesen Auftritt beim ESC gearbeitet."

Bloß kein Risiko!

Zur Vorsicht mahnte auch, so erzählte der Mann, der vermutlich mit "Lie To Me" das bis dato beste tschechische ESC-Resultat schaffen wird, der Arzt, der schon die tschechische Eishockeyauswahl betreut hat: Mikolas solle sich bloß keinem Risiko sich aussetzen.

Als er dies in die Mikrofone im Pressezentrum sagte, hatte der Sänger gerade seine zweite Probe hinter sich - und diese unterschied sich doch erheblich von dem erfrischend rasanten Video, in dem er seinen funky Elektrotitel performt: keine Überschläge mehr vom Podest, kaum virtuose Tanzschritte, seine körperliche Beweglichkeit scheint ernsthaft eingeschränkt. Rechnet man nun noch den Umstand mit ein, dass TV-Kameraschnitte von der ESC-Senderegie sonst nie so mitreißend kurz gehalten werden, wirkt "Lie To Me" eher wie eine gymnastisch nur schwach unterstützte Stehnummer.

Aufgeben ist kein Thema

Mikolas Josef auf der Bühne in Lissabon. © eurovision.tv Foto:  Andres Putting
Mikolas Josef und sein Song haben das Potenzial für eine Top-Platzierung im Finale.

Trotzdem ist das Lied gut genug, das erschließt sich dem Publikum auch ohne akrobatische Einlagen des Sängers, um besser abzuschneiden als ein 25. Platz im Finale wie im Jahr 2016. Tschechien war ja sechs Mal erst mit von der ESC-Partie, nur einmal kam das Land ins Finale. Dabei hat Mikolas Josef wirklich eine wahre Leidenschaft für das Musikalische, für den Auftritt in großen Hallen: "Ich  bin Musiker geworden, weil mich die Musik in allem interessiert."

Seine besten Ausbildungsjahre habe er in Hamburg absolviert, auf der Straße: "Dort lernt man, sein Publikum kennenzulernen, ja, überhaupt eines zu gewinnen. Ich kann es nur jedem empfehlen." Ohne Krücken oder andere Gehhilfen verließ er den Saal - nur beim genauen Blick ist zu ahnen, dass er aktuell nicht so federleicht zu gehen vermag. Salti sind also nicht im Spiel in Lissabon: Sein Lächeln mag dieses Handicap wettmachen, wenn es ab Montag  zu den Generalproben für das erste Semifinale geht.

 

Dieses Thema im Programm:

ONE | 08.05.2018 | 21:00 Uhr

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