Stand: 24.05.2012 23:20 Uhr

Von Favoriten und Veteranen

von Helene Heise
Željko Joksimovic aus Serbien auf der Bühne © NDR Foto: Rolf Klatt
Zeljko Joksimovic legte den souveränen Auftritt eines ESC-Veteranen hin.

Zum zweiten Mal in dieser Woche wurde es für 18 Länder richtig ernst: Am Donnerstag mussten die Kandidaten des zweiten Semifinals antreten, um sich einen von zehn Plätzen im Finale zu ersingen. Die Kandidaten dieser zweiten Vorrunde hatten es deutlich schwerer als ihre Mitbewerber vom Dienstag, denn in der zweiten Show versammelten sich nicht nur die musikalisch stärkeren Kandidaten, es waren außerdem noch viele Länder dabei, die dank freundlich gesinnter Nachbarn oder großer europäischer Auslandsgemeinden ihren Finalplatz seit Jahren so gut wie sicher haben.

Den Auftakt der Show macht gleich einer, auf den beide Kriterien zutreffen: Željko Joksimovic ist nicht nur ein großartiger Musiker mit einem wirklich schönen Song im Gepäck, der Serbe kann daneben auch auf Unterstützung aus den ehemals zu Jugoslawien gehörenden Ländern Mazedonien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Slowenien hoffen - ganz zu schweigen von einer großen ESC-Fan-Gemeinde, die sich noch gut an seinen zweiten Platz von 2004 erinnert. Der Mitfavorit muss sich also wenig Sorgen um seinen Finaleinzug machen und kommt locker in die nächste Runde.

Skandinavier im Glück

Die schwedische Sängerin Loreen steht auf der Bühne beim Finale 2012 in Baku © NDR Foto: Rolf Klatt
Loreen hielt dem Druck der Favoritenrolle stand und lieferte eine fehlerfreie Performance.

Ebenfalls stark favorisiert ist seit Wochen die Schwedin Loreen mit ihrem Titel "Euphoria". Ihr düster inszenierter Dancehit samt Kunstschnee und Capoeira-Tanz trifft ebenfalls erwartungsgemäß den Geschmack des Publikums und zieht ins Finale ein. Auch die norwegischen Nachbarn dürfen sich mit Tooji über den Finaleinzug freuen. Das Rezept, den Auftritt von Eric Saade im vergangenen Jahr mit orientalischen Dance-Klängen zu paaren, kommt insbesondere beim Hallenpublikum aus dem Gastgeberland Aserbaidschan gut an.

Auch Can Bonomo aus Aserbaidschans "Bruderland" Türkei bekommt die Unterstützung der heimischen Fans in der Halle, und obwohl Aserbaidschan an diesem Abend nicht stimmberechtigt ist, schafft er es ins Finale. Der Seemannslook des Auftritts samt einem menschlichen Boot aus Tänzern und der eingängige Song begeistern jedenfalls nicht nur die Zuschauer in Baku.

Überraschungserfolg fürs Baltikum

Joan Franka für die Niederlande auf der Bühne © NDR Foto: Rolf Klatt
Konnte leider nicht überzeugen: Die Niederländerin Joan Franka.

Wie erwartet schaffen es auch die Ukraine und Mazedonien ins Finale – im Falle von Gaitanas Fußballhymne zumindest mit Recht für eine Show, die alle Register zieht. Überraschend dagegen der Einzug der beiden baltischen Länder Estland und Litauen. Sowohl Ott Lepland als auch Donny Montell konnten jedenfalls nicht auf gute Freunde setzen und mussten mit ihren Auftritten überzeugen. Joan Franka aus den Niederlanden schafft es bedauerlicherweise trotz ihres sympathischen Auftritts nicht in die nächste Runde - die Nerven scheinen ihr auf die sonst so kräftige Stimme geschlagen zu haben.

Für die Votingpause des zweiten Halbfinals haben sich die Macher in diesem Jahr dafür etwas ganz Besonderes ausgedacht, sicherlich auch mit Blick auf die Zuschauer in Deutschland, England und Frankreich, die in dieser Show ebenfalls zu den Telefonhörern greifen können: Fünf ehemalige Sieger versammeln sich auf der ESC-Bühne, um ein Medley ihrer Songs zum Besten zu geben. Mit dabei auch Lena, die damit im dritten Jahr in Folge auf der ESC-Bühne stehen kann, diesmal allerdings ohne den Druck, Punkte für Deutschland sammeln zu müssen.

Ein "Waterloo" für die Altstars

Eingerahmt wurde das Medley der Veteranen von aserischen Klängen. Eine landestypische Flöte und Trommeln begleiteten die Songs von Marija Šerifović, Dima Bilan, Alexander Rybak und den Auftritt der Vorjahressieger Ell / Nikki. Da diese beiden sich ihr "Running Scared" noch für die große Eröffnung des Finales aufsparen, stimmten sie zur Überraschung gemeinsam mit den anderen vier Siegern den größten ESC-Hit aller Zeiten an: "Waterloo". Dass dabei der Abba-Erfolg dank dünner Stimmen und schiefer Töne eher in den Boden gesungen als gefeiert wird, gehört zu den unfreiwillig komischen Szenen des zweiten Semifinals.

Wirklich hübsch dagegen ist die Idee der Regie, den drei Moderatoren Leyla, Nargiz und Eldar für einen Einspielfilm Blümchen in die Hand zu drücken, um sich bei allen Beteiligten hinter den Kulissen der Show persönlich zu bedanken. Die drei sonst noch immer farblosen Moderatoren können hier nicht nur ihre sympathische Seite zeigen, sondern auch die sprichwörtliche Gastfreundschaft ihres Landes beweisen.

Am Samstag im Finale werden Litauen, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Ukraine, Schweden, Mazedonien, Norwegen, Estland, Malta und die Türkei gegen Roman Lob, die übrigen "Big Five", Gastgeber Aserbaidschan und die Gewinner des ersten Semifinals ins Rennen gehen. Die Chance auf einen zweiten Auftritt in der Crystal Hall verpasst haben die Niederlande, Weißrussland, Portugal, Bulgarien, Slowenien, Kroatien, Georgien und die Slowakei.

 

Platzierungen und Punkte
PlatzLandKünstlerTitelPunkte
1.SchwedenLoreenEuphoria181
2.SerbienŽeljko JoksimovićNije Ljubav Stvar159
3.LitauenDonny MontellLove Is Blind104
4.EstlandOtt LeplandKuula100
5.TürkeiCan BonomoLove Me Back80
6.Bosnien-HerzegowinaMaya SarKorake Ti Znam77
7.MaltaKurt CallejaThis Is The Night70
8.UkraineGaitanaBe My Guest64
9.Mazedonien (FYR)Eva BotoVerjamem31
10.NorwegenToojiStay45
11.BulgarienSofi MarinovaLove Unlimited45
12.KroatienNina BadrićNebo42
13.PortugalFilipa SousaVida Minha39
14.GeorgienAnri JokhadzeI'm A Joker36
15.NiederlandeJoan FrankaYou And Me35
16.WeißrusslandLitesoundWe Are The Heroes35
17.SlowenienEva BotoVerjamem31
18.SlowakeiMax Jason MaiDon't Close Your Eyes22

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 26.05.2012 | 21:00 Uhr