Stand: 28.01.2011 12:37 Uhr

Marty Brem: Ein schmerzlicher Moment

Zweimal hat der Entertainer und Sänger Marty Brem Österreich beim Eurovision Song Contest vertreten. Das erste Mal 1980 mit der Band Blue Danube, das zweite Mal als Solokünstler. An die zweite Teilnahme erinnert er sich besonders deutlich: Es war ein Fiasko.

Marty Brem, zweifacher Vertreter Österreichs, beim Clubtreffen der OGAE Deutschland in München © NDR Foto: Patricia Batlle
Sänger und Entertainer Marty Brem hat zweimal sein Land Österreich repräsentiert.

Mein besonderer Eurovisions-Moment ist kein schöner. 1980 war ich mit Blue Danube und dem Beitrag "Du bist Musik" in Den Haag am Start, wir landeten auf Rang acht. Nur ein Jahr später trat ich beim Wettbewerb als Solokünstler mit "Wenn du da bist" auf. Mehrere Monate Vorbereitung, dann eine Woche lang großes Kino in Dublin, mit Botschaftsempfang, Polizeieskorte, aufgeregten Vertretern des österreichischen Fernsehens und ganz vielen anderen furchtbar netten Menschen. Dann der Auftritt, ein drittvorletzter Platz und schon fünf Minuten nach der Show wollte absolut niemand mehr mit mir etwas zu tun haben.

Porträt
Marty Brem, erreichte 1981 den 17. Platz in Dublin mit "Wenn du da bist" © ORF

Österreich: Marty Brem

Grand-Prix-Musiker, Punkrocker, Redakteur, Plattenboss, Textildesigner, Berater - viele bräuchten drei Leben für die Ausübung dieser Berufe, Martin Brem nur eines. mehr

Vergessen, verloren, verkauft

Das war sozusagen der Anti-Moment. Ich dachte mir: "Okay, die haben jetzt alle gesagt, was gut für dich ist, welches Lied du singen sollst, was du anziehen sollst, welche Choreografie für dich gut wäre und plötzlich bist du vergessen, verloren, verkauft."

Ich bin dann in meine damalige Heimatstadt Wien zurückgekehrt. Mein Telefon war plötzlich wie tot. Es war schon gespenstisch. Was eine Woche vorher noch als große internationale Karriere-Chance glitzerte, fühlte sich plötzlich an wie Isolationshaft. Da hat sich dann schon eine enorme Wut in mir gebildet.

Ein gutes Stück Mannwerden

Und eines wurde mir ganz schnell klar: Das nächste Mal, wenn ich für irgendetwas bewertet werden sollte, dann müsste doch gewährleistet sein, dass ich dafür auch wirklich der verantwortliche Absender bin. Dass es dein Lied ist, deine Choreografie, deine Art, dich anzuziehen.

Als Reaktion und mit meiner Wut im Bauch habe ich ein paar Monate später bei der berüchtigten Wiener Punkband Mordbuben AG als Sänger angeheuert. Das war ein gutes Ventil. Alles in allem war mein Grand Prix Moment also nicht sehr glamourös, weil eher ein sehr privater, schmerzhafter und ein sehr ambivalenter. Auch ein gutes Stück Mann- und Erwachsenwerden. Es sind nun einmal diese Niederlagen, ohne die du kein Stück im Leben weiterkommst. Daher kann ich heute, 30 Jahre danach, auch dankbar sein für dieses Grand-Prix-Abenteuer.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 19.04.1980 | 21:00 Uhr

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