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Brendan Murray
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"Dying to Try",
2017
in Kiew
(2. Halbfinale)
Brendan Murray - Boygroup-Charme aus Irland
Den Iren liegt die Musik im Blut, so heißt es gemeinhin. So gesehen scheint es wenig verwunderlich, dass Irland zu den erfolgreichsten ESC-Teilnehmern zählt. Sieben Mal hat das Land den Wettbewerb bereits gewonnen - so häufig wie kein anderes. Nur liegen die großen Sternstunden schon eine Weile zurück. In letzter Zeit lief es für den Inselstaat nicht mehr ganz so gut. 2007 landeten die Iren in Helsinki auf dem letzten Platz im Finale, in den vergangenen drei Jahren war sogar schon im Halbfinale Schluss. Zuletzt gewann das Land den Wettbewerb mit Eimear Quinn im Jahr 1996 - dem Geburtsjahr des diesjährigen Kandidaten Brendan Murray. Ein gutes Omen? Der Sänger selbst hatte zumindest gehofft, dass es ihm Glück bringen würde.
Irland: Brendan Murray - "Dying To Try"
Im Alltag spricht Sänger Brendan Murray mit ganz normal tiefer Stimme. Bei seinem Auftritt singt er seine Ballade über das Einlassen auf die Liebe in erstaunlich hohen Tonlagen.
In Irland mit HomeTown ein Star
In seiner Heimat ist der 20-Jährige kein Unbekannter. Nach ersten Gehversuchen als Straßenmusiker in der Kindheit beginnt seine musikalische Karriere 2014 mit der sechsköpfigen Boyband HomeTown, die von dem irischen Bandmanager Louis Walsh gegründet und gemanagt wird. Walsh, der unter anderem Bands wie Boyzone und Westlife vertreten hat, castete für HomeTown rund eintausend talentierte Nachwuchssänger und feilte über ein Jahr an der Zusammensetzung der Formation. Murray setzt sich durch und verlässt im Alter von 16 Jahren die Schule, um Mitglied der Boygroup zu werden, die in Irland einschlägt wie eine Bombe. Gleich ihre erste Single - "Where I Belong" - avanciert im Jahr 2014 in Irland zur am schnellsten verkauften Single eines Debüt-Acts und erreicht Platz eins der Charts. Die zu Beginn 2015 erschienene zweite Single der Band erklimmt ebenfalls die Spitze der irischen Charts. Das erste Album, das den Namen der Band als Titel trägt, steigt auf Platz vier der irischen Album-Charts ein.
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Als Mitglied der Boyband HomeTown ist Brendan Murray in seiner Heimat Irland seit Jahren ein Star. Den Blick mit der Lizenz zum Mädchenherzen-Einsammeln hat er entsprechend drauf.
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Der 20-Jährige ist mit Musik und Gesang aufgewachsen und hat schon als Kind erste Gehversuche als Straßenmusiker unternommen. Mit 13 Jahren bringt er sich das Gitarrespielen selbst bei, wenig später fängt er an, Gesangsunterricht zu nehmen. Er will vorankommen, ist ehrgeizig.
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Als der renommierte irische Manager Louis Walsh ihn aus rund tausend Mitbewerbern auswählt und ihm anbietet, Mitglied der sechsköpfigen Band HomeTown zu werden, verlässt Murray mit gerade 16 Jahren die Schule, um seine Chance auf eine Musikkarriere zu nutzen.
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Für Irland ist er 2017 der Hoffnungsträger beim ESC. Mit seiner Ballade "Dying To Try", in der es darum geht, sich vertrauensvoll auf das Wagnis Liebe einzulassen, soll er an alte Erfolge des Inselstaats anknüpfen.
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Die Popballade stammt aus der Feder des Briten James Newman und des schwedischen Songschreibers Jörgen Elofsson, der bereits für Westlife, Celine Dion, Britney Spears und Leona Lewis gearbeitet hat.
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Brendan hat sich sofort in "seinen" Song verliebt und seine Mutter hat sogar geweint, als sie "Dying To Try" zum ersten Mal hörte, das müsste doch ein gutes Zeichen sein.
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Das Bühnenbild für den jungen Iren ist auf jeden Fall magisch und bietet den perfekten Rahmen für den pathetischen Song rund um das Thema Liebe und Vertrauen.
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Auf dem roten Teppich zeigen sich Brendan und sein Team gutgelaunt im präsentablen Sonntagsstaat. Und ganz offensichtlich genießt der 20-jährige Ire seine Zeit in Kiew.
Murrays Alleinstellungsmerkmal: klare, hohe Stimme
Trotz der beachtlichen Anfangserfolge währt der gemeinsame Weg der Band nicht lang. Ende 2016 verkündet HomeTown, eine unbefristete schöpferische Pause einzulegen, damit ihre Mitglieder sich Solo-Projekten widmen können. Für Manager Walsh - vom federführenden TV-Sender RTÉ beauftragt, einen passenden ESC-Kandidaten zu finden - die Gelegenheit, einen seiner Schützlinge für Kiew auszuwählen. Murray, der sich autodidaktisch das Gitarrespielen beigebracht hat, ist eines von mehreren musikalischen Talenten in der Gruppe, aber zweifellos der Sänger mit der markantesten Stimme - sehr klar, sehr weich, aber auch sehr hoch. Sie klingt nicht nach einem erwachsenen Mann, sondern vielmehr wie die Stimme eines Kindes. Durch sie sticht Murray deutlich unter anderen Sängern hervor. Was einerseits sein Alleinstellungsmerkmal ist, gefällt zugleich nicht unbedingt jedem. Umso wichtiger erscheint die Auswahl eines passenden Songs, der perfekt auf Murrays außergewöhnliche Stimme zugeschnitten ist.
Über das Einlassen auf das Wagnis Liebe
Um diesen zu finden, ruft der Sender RTÉ Ende 2016 öffentlich Songwriter auf, sich zu bewerben und passende Titel einzureichen. Die Wahl fällt auf die Popballade "Dying To Try" aus der Feder des renommierten schwedischen Songschreibers Jörgen Elofsson, der bereits für Westlife, Celine Dion, Britney Spears und Leona Lewis gearbeitet hat, sowie des Briten James Newman. In dem pathetischen Song geht es um Liebe und die Frage des Vertrauens in einen anderen Menschen. Laut Murray soll er die Botschaft vermitteln: "Es gibt keine Garantie, dass Liebe funktioniert. Aber man sollte sich immer auf das Wagnis einlassen." Der langsam beginnende, sich stetig steigernde Titel klingt wie typische Boygroup-Musik. Angesichts der Tatsache, dass sowohl der Songschreiber als auch der Manager schon häufig in diesem Genre tätig waren, verwundert das jedoch wenig.
Der Song ist nur die halbe Miete
In Irland scheiden sich seit seinem Erscheinen die Geister über diesen mutmaßlich stark auf weibliche Teenager-Herzen zugeschnittenen ESC-Beitrag. In den sozialen Netzwerken loben viele die Entscheidung für eine Ballade, andere bewerten das Lied als nicht markant genug und fürchten, es werde schnell vergessen. Die große irische Tageszeitung "The Irish Independent" tut den Titel als durchschnittlich ab und befindet, er klinge "wie etwas, das im Schneideraum eines Westlife-Albums vom Tisch gefallen sei. Track 16 auf einem Album mit 15 Songs." Murray selbst befindet das Probehören seiner Mutter als ausschlaggebend: "Sie bekam feuchte Augen, als ich ihr den Song gezeigt habe. Ich denke, das ist ein guter Anfang." Und auch die Journalisten belassen es nicht bei dem einseitigen Verriss des irischen Hoffnungsträgers für 2017 und kommen zu dem versöhnlichen Schluss: "Ein guter Song ist nur die halbe Miete - eine starke Performance ist das zweite zentrale Puzzle-Teil, das einem zum Sieg verhilft."
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