Stand: 01.02.2015 09:36 Uhr

Torge fordert mehr Humor

Fresh Torge mit Mikrophon. © NDR/Rolf Klatt Foto: Rolf Klatt
Der ESC ist mehr als das große Finale. Torge macht sich deshalb auf die Suche nach spannenden Randgeschichten.

Für den Videoblog von eurovision.de schaut Torge Oelrich alias Freshtorge hinter die Kulissen des Eurovision Song Contest. Im Interview erzählt der YouTube-Star, wie viel seine Gewinner-Tipps wert sind, warum man den ESC nicht zu ernst nehmen sollte und weshalb er keine leicht bekleideten Frauen losschicken würde, den Sieg für Deutschland zu holen.

Du machst in dieser ESC-Saison für eurovision.de den Videoblog. Was erwartet die ESC-Fans?

Torge Oelrich: Ich bereite mich sozusagen auf den ESC vor und höre mich ein bisschen um, was es neben dem Finale noch so gibt. Wir waren jetzt schon auf einer ESC-Party von einem Fanclub, was super lustig war. Viele, die den ESC gucken, sehen das Finale und das wars dann auch schon wieder. Aber es gibt wirklich eine Community, die das ganze Jahr lang mitfiebert und sich informiert. So etwas versuchen wir in dem Videoblog zu zeigen und den Leuten auch mal andere Seiten des ESC näher zu bringen.

Bist du vorher schon mal bei so einem ESC-Treffen gewesen?

Torge: Nein, gar nicht. Ich war immer nur ESC-Fan zu Hause in meiner Bude und habe meine Freunde dazu gezwungen, dass sie mitgucken. Wir machen seit Jahren ESC-Partys hier. 2014 ist das zum ersten Mal ausgefallen, weil ich in Kopenhagen war. Seit 2003 habe ich keinen ESC verpasst und begeistere mich sehr für diese tolle Veranstaltung.

Bereitest du dich denn immer akribisch darauf vor und hörst dir die Lieder im Vorfeld mehrfach an?

Torge: Hört sich immer ganz schön krank an, finde ich, aber es ist echt so: Ich gehe die Liste mit den Ländern einmal durch und höre mir die Songs schon mal an und mache meine Einschätzung, wer es schaffen könnte. Wenn wir hier mit Freunden sitzen, dann wetten wir auch immer und es gibt einen Jackpot zu gewinnen. Ein bisschen Vorbereitung gehört schon dazu als Fan, das kann man nicht einfach so auf sich zukommen lassen.

Wie hoch ist deine Erfolgsquote bei deinen Tipps?

Songchecks 2014
Songcheck-Moderatorin Veronika Pohl, ESC-Experte Peter Urban und YouTube-Star Torge Oelrichs im ESC-Studio. © NDR Foto: Janine Bartsch
64 Min

Vier Songchecks mit Torge

Moderatorin Veronika Pohl, YouTuber Torge Oelrich und weitere Experten hatten jede Menge Spaß beim Diskutieren über die ESC-Kandidaten 2014. Die Sendungen in voller Länge. 64 Min

Torge: Die ist überhaupt nicht gut. Letztes Jahr in Kopenhagen habe ich vorher gesagt: "Passt mal auf, Israel gewinnt das Ding!" - Israel hat sich dann aber noch nicht mal für das Finale qualifiziert. Aber es ist auch sehr, sehr schwer einzuschätzen.

Aber dann hast du zum Finale auf Österreich getippt und damit richtig gelegen ...

Torge: Auf Österreich habe ich getippt, weil ich die Chance hatte, eine Probe auf der Bühne von Conchita zu sehen. Live hat man dann gemerkt, dass das wirklich etwas ganz Besonderes ist, was da passiert. Das Lied gefällt mir mit Bühnenshow einfach viel besser. Wenn man sich einige ESC-Songs anhört bevor man sie auf der Bühne sieht, ist man doch leicht enttäuscht. Aber viele dieser Songs entfalten auf der Bühne noch mal eine komplett andere Seite, die man beim bloßen hören gar nicht mitbekommt. So war es bei "Rise Like A Phoenix" bei mir auch.

2014 sind die Wildcard-Gewinner Elaiza für Deutschland angetreten. Erst hatten viele ein gutes Gefühl, dann hat es für eine gute Platzierung aber doch nicht gereicht. Was meinst du, woran das gelegen hat?

Torge: Das ist schwer zu sagen. Ich finde nach wie vor, dass das Lied gut ist. Daran hat's wirklich nicht gelegen. Aber es gibt vielleicht auch einfach Sachen, die beim ESC gut gehen und andere, die nicht so gut gehen. Wir haben es mal mit Swing probiert, mit Roger Cicero, das hat nicht funktioniert, dann haben wir es mit Country (Anmerk. d. Redaktion: Texas Lightning) probiert, das hat nicht funktioniert. Vielleicht war das, was Elaiza da gemacht haben, als Song gut, aber europaweit hat es einfach nicht klappen sollen. Und man muss dazu auch noch sagen: Wir waren zwischen Schweden und Österreich dran - mit Abstand der undankbarste Platz, den man haben kann. Aber ich finde, wir können trotzdem super stolz auf die Mädels sein, die haben das echt gut gemacht.

Was für ein Kandidat sollte in diesem Jahr zum ESC fahren, damit wir eine Chance haben vorne mitzumischen?

Torge: Wenn ich das wüsste, dann hätte ich schon längst bei euch angerufen. Ich weiß es aber nicht. Mal denke ich, man könnte mal wieder etwas mehr wagen, vielleicht etwas Rockiges hinschicken. Das kann auch funktionieren, das hat man bei Lordi gesehen. Wir sollten aber nicht einfach Nummern hinschicken, die immer funktionieren beim ESC - halbnackte Frauen hinstellen und irgendwelche billigen Beats spielen zum Beispiel. Das kommt zwar oft gut an, da kann man dann aber auch nicht so stolz drauf sein. Ich finde, wir sollten einfach mal etwas Neues versuchen.

Ist es denn egal, ob es ein bekannter oder unbekannter Musiker ist?

Torge: Ich glaube das ist ziemlich egal. Cascada ist europaweit wirklich bekannt und es hat nichts gebracht. Lena dagegen kannte kein Schwein und die hat das Ding locker gewonnen. Wir sollten uns darauf konzentrieren, junge, frische, motivierte Menschen hinzuschicken mit einer guten Nummer - ich glaube das hat viel mehr Sinn.

Freshtorge - YouTuber und ESC-Fan © NDR Foto: Christian Spielmann
Alles nicht so ernst nehmen: Torge ist zwar großer ESC-Fan, kann aber auch über die Veranstaltung lachen.

Hast du das Gefühl, dass andere Länder dem ESC gegenüber etwas positiver eingestellt sind als Deutschland?

Torge: Ich glaube, dass der Sieg von Lena schon ganz viel Positives nach Deutschland gebracht hat. Oftmals war die Stimmung: "Ach, selbst wenn wir ein gutes Lied haben, die mögen uns ja sowieso alle nicht, weil wir Deutsche sind. Deshalb kriegen wir auch keine Punkte." Der Sieg von Lena hat mal wieder gezeigt, dass mit einem geilen Song und einem geilen Künstler jedes Land gewinnen kann. Ich weiß auch, dass es Länder gibt, in denen der ESC noch viel schlimmer dasteht. In Großbritannien zum Beispiel, da ist der ESC eine Rentnerveranstaltung, das guckt da kaum einer und die Kommentatoren sehen das da auch alle eher als Witzveranstaltung. Ich finde, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Du gehst in deinen Videos immer mit viel Humor an die Sache. Glaubst du, dass es dem Song Contest oder der Berichterstattung darüber an Humor fehlt?

Torge: Teilweise vielleicht schon. Ich hatte das Gefühl, es gibt die Fans, die das alles total ernst nehmen und dann gibt es diejenigen, die sagen: "Ist doch totaler Quatsch, das muss ich nicht sehen." Es gibt relativ wenige, die sich den ESC angucken und dann auch herzhaft lachen können über die Beiträge. Das finde ich sehr schade. Ich finde, das ist tolle Musik teilweise, aber es gibt eben auch sehr, sehr schlimme Momente, in denen man einfach lachen muss: über die Moderatoren, die jedes Jahr Witze machen, die nicht ankommen. Oder wenn die Ukraine dran ist, dann weißt du, da kommt eine Frau, die sich auszieht - das ist einfach ein Witz an sich. Da lachen meine Freunde und ich uns drüber kaputt. Und ich finde, das kann noch mehr herausgestellt werden. Es ist Unterhaltung und man sollte das nicht zu ernst nehmen. Es ist wie Stefan Raab das mal treffend gesagt hat: Kasperle Theater, nur im ganz großen Stil. Mehr ist es dann letztendlich nicht.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 23.05.2015 | 21:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

2015