Stand: 02.05.2013 15:06 Uhr

Siegerin der Fanherzen

Die dänische Sängerin Emmelie de Forest auf einem Fahrrad mit einem Gepäckwagen. © ESC tv Foto: Michael Søndergaard
Emmelie de Forest kann sich ganz entspannt auf den Weg nach Malmö machen.

Nun hat mit dem österreichischen Voting der 26. Fanclub der OGAE  abgestimmt. Zwei Dutzend Wertungen fehlen noch, aber die Siegerin steht wohl schon fest: Falls Emmelie de Forest nicht noch dauerpunktlos bleibt, wird sie - sofern sie das auf dem inneren Schirm hat - mit dem Bewusstsein von Kopenhagen über die Brücke nach Malmö reisen, dass sie zumindest die Fanherzen Europas (und Australiens, Israels und dem Rest der Welt) für sich gewonnen hat. Auch die Plätze nach ihr sind inzwischen wie in Stein gemeißelt. Norwegen kriegt für Margaret Berger stets viele Punkte, auch Cascada gehen so gut wie nie leer aus und Anouk aus den Niederlanden kann ebenfalls gewiss sein, nicht auf dem letzten Platz in Malmö zu landen. So sehr haben sich nämlich auch die Fans nie vertan.

Damit ist das Problem dieser Votings umrissen: Fans hören sich, im Unterschied zu den anderen Zuschauern der Halbfinals und des Grand Finals, die Lieder des ESC in Heavy Rotation an. Mit anderen Worten: Jedes Lied wird erstgehört, nochmals, dann geprüft, mit anderen debattiert und immer wieder in die Ohren geträufelt. Es ließe sich sagen: Die Wertungen fußen auf gründlichsten Auseinandersetzungen mit den Songs.

Aber so geht das Prinzip ESC natürlich in der wirklichen Welt nicht. Da sitzt beispielsweise eine schottische IT-Beraterin oder ein spanischer Lkw-Fahrer, ein aserbaidschanischer Kioskbesitzer oder eine maltesische Bürokauffrau mehr oder weniger zufällig vor dem Schirm. Sie haben ein Telefon neben sich und rufen für einen Act an, der ihnen spontan gefällt. So erklärt sich wohl auch der Sieg von Marie N 2002 in Tallinn oder der Olsen Brothers 2000 in Stockholm, der von Lena 2010 in Oslo oder schließlich der Triumph von Ruslana 2004 in Istanbul: Man hat sie alle nicht so fett unterstrichen auf der Rechnung, aber das spontane Gefallen bescherte diesen Kandidaten den Sieg. Und eben nicht wie von vielen Fans in den genannten Jahren angenommen: Ira Losco aus Malta, Ines aus Estland, Safura aus Aserbaidschan oder Zeljko Joksimovic aus Serbien & Montenegro.

Wobei ich dieses Jahr denke: Die Dänin Emmelie wird tatsächlich vorne liegen und auch Cascada und Anouk werden von den Fans korrekt vorne gesehen. Aber wie schon bei Charlotte Perrelli oder Kati Wolf vertun sich die Fans meiner Meinung nach bei Valentina Monetta. Eine Sanmarineserin, deren klassisch italienisch anmutendes Lied die Fans mögen, aber an dessen Ende sie eine musicaleske Temposteigerung zu verdauen haben, die eher nervt als aufweckt. Nein, ich glaube die Fans sehen die Aspirantin aus der Insel in Italien zu weit vorne. Ein Darling, das auch gewertschätzt wird, weil die Fans Ralph Siegel sehr mögen - und weil dieser über seine Promoabteilung wohl wie alle Jahre versucht hat, Einfluss auf die Fans zu nehmen.

Das Rennen ist noch längst nicht entschieden. Dass Dänemark vielleicht nächstes Jahr den ESC ausrichtet, wäre nicht übel. Ein kleines, reiches Land, das in der Tradition von Grete und Jörgen Ingmann Musik macht, die Olsen Brothers hervorgebracht hat und in Emmelie de Forest eine zwar sehr mainstreamige, aber beliebte Sängerin hat. Sie ist die Favoritin dieses ESC, keine sonst kann ihr laut den Wetten und Prognosen nur halbwegs das Wasser reichen. Mal sehen, ob sie dem Druck standhält.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 18.05.2013 | 21:00 Uhr