Niederländische Nervosität und irische Eleganz
Am vierten Tag der Proben haben neun weitere Teilnehmer des zweiten Halbfinales die Chance, erstmals auf der großen Bühne der Telenor Arena zu stehen und zu erahnen, was da auf sie zukommen wird. Den Anfang machte "Sieneke aus den Niederlanden mit "Ik ben verliefd (Shalalie)". Sie lächelte auf dem Weg zur Bühne in die Kamera und sagte, sie freue sich auf ihren Auftritt.
Aber die Nervosität konnte sie nicht abschütteln. Schüchtern tippte sie in Jeans und grauem T-Shirt vor einer riesigen Drehorgel von einem Fuß auf den anderen. Auch ihre drei Background-Sängerinnen hatten sich für die Probe noch nicht in Schale geworfen. Die 17-jährige Sieneke braucht wohl noch ein wenig, um sich an die Kulisse zu gewöhnen.
Ganz in sexy Schwarz betraten dann Paula & Ovi aus Rumänien die Bühne und sofort kam Leben in die Probe. Die beiden saßen sich an einem durchsichtigen und blau beleuchteten Piano gegenüber. Im Hintergrund stehen die vier Backgroundsängerinnen ebenfalls ganz in Schwarz. Wie bei ihrem Lied "Playing With Fire" nicht anders zu erwarten, schossen dann Flammen hinter dem Flügel hoch und zum Abschluss wurde die Bühne in weiches, orangefarbenes Licht getaucht. Ob wir hier schon das endgültige Bühnenoutfit gesehen haben, ließen Paula & Ovi offen. Ein bisschen spannend soll es ja noch bleiben.
DasEnsemble Roka Žlindra & Kalamari aus Slowenien setzte wieder auf Freizeitklamotten und probte ihren Rock-Folk-Song "Narodnozabavni Rock" lässig in Jeans und Pulli. Vor schwarzem Hintergrund mit blitzenden roten und weißen Lichtern tanzten die sechs Musiker entspannt über die Bühne und ließen in Ansätzen erkennen, dass hinter dem Ganzen eine wirkliche Performance steckt. Da geht noch einiges mehr im Halbfinale!
Nebel, Wind und Glitzerflügel
17 Jahre nach ihrem Grand Prix Sieg kehrte Niamh Kavanagh aus Irland gut gelaunt auf die ESC-Bühne zurück. Und sie weiß noch immer, wie man sich gekonnt in Szene setzt: Ein paar effektvolle Gesten, Nebel- und Windmaschine und sie selbst im weißen und schließlich goldenen Scheinwerferlicht auf einem kleinen Podest. Mit ihr standen zwei Sängerinnen und zwei Sänger auf der Bühne, die sich beim Song "It's For You" dezent und ein wenig steif im Hintergrund hielten. Kavanagh hatte dagegen sichtlich Freude an ihrer ersten Probe in Oslo.
So langsam und gestenreich Kavanghs Auftritt war, so impulsiv und abwechslungsreich ging es mit "Angel Si Ti" von Miro aus Bulgarien weiter. Zu Beginn des Liedes wurde die Bühne in gewaltige silberne Vorhänge gehüllt und die Tänzer bewegten sich mit silbernen Glitzerflügeln über weißen Hosen und Shirts anmutig übers Parkett. Aber als die Eurodance-Beats mehr Tempo aufnahmen, verschwanden Vorhänge und Flügel und der Tanzstil wurde akrobatisch. Miro und seine Tänzer schafften die schöne Illusion von zwei Bühnen und dazu passend sang er in schwarzer Hose und weißem T-Shirt die erste Hälfte des Liedes auf Bulgarisch und die zweite auf Englisch.
Schlicht ist Trumpf
Keine Spielereien, keine Spezialeffekte und kein Feuerwerk gab es beim Auftritt von Jon Lilygreen & The Islanders aus Zypern. Schlicht ist in diesem Jahr das Motto der Zyprer. Nur ein paar blaue Lichter erhellten die Bühne, in deren Mitte Jon als einziger in weißer Jacke, Jeans und mit Gitarre stand. Links von ihm standen ein Sänger und eine Sängerin, hinter ihm saß auf einem Podest ein Schlagzeuger und rechts standen die Pianistin und der E-Gitarrenspieler. Alles nett, war der Kommentar des Aufnahmeleiters.
Leicht von der Hand ging den drei Sängerinnen von Feminnem aus Kroatien ihr erster Auftritt in Olso. Kein Wunder, schließlich heißt ihr Lied "Everything Is Easy". Die Sängerinen begannen auf einer Bank sitzend, tanzten ein wenig hölzern und endeten schließlich auf der pink ausgeleuchteten Bühne inmitten eines riesigen roten Herzens. Unterstützt wurden sie von zwei Tänzerinnen.
Am Ende wird geklotzt
Stimmgewaltig ging es weiter mit Sofia Nizharadze aus Georgien. Sofia kam gemeinsam mit drei Tänzern barfuß und in einem fließenden, bodenlagen Sommerkleid auf die Bühne. Sie sang aber nicht einfach nur ihre Ballade "Shine", sondern war aktiver Part der Choreografie. Sie tanzte, wurde von den Tänzern getragen und am Ende von ihnen hoch in die Luft gehoben. Untermalt wurde die Show von Windmaschine und Feuerwerk.
Als letzte durften Manga aus der Türkei auf die Bühne. Und ihr Motto war eindeutig: Nicht kleckern, sondern klotzen! Es gab viel Nebel, schwarze und weiße Fahnen, eine futuristische Tänzerin, hüpfende rote Laserstrahlen und wildes Feuerwerk. Manga waren an diesem Probentag auch die einzigen Teilnehmer, die das Publikum zum rhythmischen Mitklatschen aufforderten. Das folgte auch brav, wenn es sich nicht gerade vor dem gleißenden Bühnenlicht die Hände schützend vor die Augen halten mussten. Ein wahrhaft leidenschaftlicher Auftritt zum Abschluss des Tages.