Stand: 03.06.2014 11:30 Uhr

Wien - wo sonst?

Getreidegasse in Salzburg, Österreich © picture-alliance / Bildagentur H Foto: Bildagentur Huber/Lubenow
Diese Stadt will den ESC 2015 nicht ausrichten: Salzburg, Kapitale der Hochkultur.

Was den ESC des nächsten Jahres anbetrifft, war es im Hinblick auf den Standort so: Da hatte Conchita Wurst in der Nacht zum 11. Mai 2014 nicht einmal den letzten Ton gesungen, meldeten sich beim ORF schon die ersten Bewerberstädte, um Ansprüche auf das prestigeträchtige Event anzumelden. Der schönen Grafik in der Onlineausgabe des österreichischen "Kurier" ist zu entnehmen, dass nicht allein Wien das Festival haben will. Ein Fehler scheint mir in der Auflistung dennoch enthalten zu sein: Aufgeführt ist auch Salzburg. Die Stadt mit dem hübschen Barockoutfit an der Grenze zu Deutschland versteht sich allerdings als Kapitale der Hochkultur - dort winkte man schnell ab. Nein, ein ESC passe nicht vom Image her zu diesem Städtchen.

 

ESC war bereits 1967 in Wien

Ich verstehe das sehr wohl: Salzburg, das neben Mozart und den dazugehörigen Kugeln auch einen Fußballverein zu bieten hat, der irgendwie dauernd österreichischer Meister wird, hat schon genug Touristen, schwule der klassischen Musik wegen auch in Rudeln. Da ist ein ESC nicht nötig. Aber eigentlich stellt sich ohnehin die Frage: Wo, wenn nicht in Wien? Dort fand schon 1967 ein ESC statt, den gewann Sandie Shaw barfüßig in der Wiener Hofburg.

Andererseits: In Deutschland war es eine kluge Entscheidung - die ich damals zunächst irritiert fand -, nach Lena gen Düsseldorf zu gehen. Berlin wollte kein Rahmenprogramm inszenieren, fühlte sich ohnehin groß; Hamburg hatte hallenmäßig nix zu bieten. Aber es muss ja nicht die Hauptstadt sein. Norwegens erster ESC ging 1986 nach Bergen, nicht nach Oslo. Schwedens ESC nach Abba fand in Stockholm statt; der zweite, 1985, in Göteborg war schöner (und erstmals in einer riesengroßen Halle). Die BBC im Vereinigten Königreich wich gern in die Provinz aus, Brighton 1974, Harrogate 1982 und Birmingham 1998. Worauf es ankommt ist vor allem, dass die Stadt Mittel locker macht für das Programm jenseits der reinen TV-Produktion.

Gelder aus dem Tourimusbudget?

Die Öresundbrücke verbindet Dänemark und Schweden © NDR Foto: Oliver Klebb
Malmö war eine gute Gastgeberstadt für den ESC - auch wegen der guten Verkehrsanbindungen wie die Öresundbrücke.

So wie Malmö, das in der Konkurrenz mit Stockholm und Göteborg vor zwei Jahren darauf verwies, man habe eine große Halle, perfekte Verkehrsverbindungen und einen prima Nahverkehrslink zum Flughafen, dem Kastruper in Dänemark gleich hinter der Öresundbrücke. Das Geld aus dem Tourismusbudget konnte fließen, weil die Hafenstadt sich als modern, hip und chic präsentieren wollte - nicht mehr als depressiv stimmende Ruine, als die sie 1992 beim ESC sichtbar war. Gäbe es da in Österreich ähnliche Städte? Graz? Klagenfurt, Innsbruck? Oder doch Wien?

Die Entscheidung wird noch nicht in größter Bälde fallen. Der ORF hat immerhin Kriterien formuliert, wie es sich die Konkurrenz wünscht. Der wichtigste Punkt scheint mir, dass die Hallen ohne die werblichen Zusätze nächstes Jahr auskommen müssen. Das ist für österreichische Verhältnisse sehr ungewöhnlich, weil beinah alle Locations irgendeinen Sponsornamen mit im Titel führen - aber die Eurovisionsabteilung der European Broadcasting Union hat seine eigenen Marken zu preisen, die zahlen nämlich für die Werbung beim ESC viel Geld.

Die Hotelpreise in Wien und Innsbruck (mein bisheriger Favorit, die Tourismusverantwortlichen der Olympiastadt von 1964 und 1976 werden alles daran setzen, den ESC zu 'gewinnen', man braucht Werbung für Nichtwinterurlauber am dringendsten) haben schon für den Mai angezogen. Es wird spannend bleiben!

 

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 23.05.2015 | 21:00 Uhr