Stand: 23.02.2019 00:30 Uhr

S!sters sind verdiente Siegerinnen

Demokratische Wahlen bringen gelegentlich überraschende Resultate hervor, jedenfalls aus der Perspektive von Experten. Mit dem jüngst erst zusammengebrachten Frauenduo aus den beiden Sängerinnen Laurita und Carlotta haben bekennende Schwestern im Geiste die Fahrkarte nach Tel Aviv gewonnen, sie sind die Siegerinnen von "Ein Lied für Israel". Ihr Lied "Sister" handelt von Solidarität unter Frauen, spricht sich gegen Zickenkriege und unnötige Konkurrenzkämpfe aus - und entspricht in gewisser Weise dem Zeitgeist gegen die Entwertung von Frauen durch sich selbst.

VIDEO: Gemeinsam stark: S!sters singen "Sister" (3 Min)

Aber jenseits aller Textbetrachtung war zugleich an diesem Abend in Berlin-Adlershof vor allem jedoch dies klar: Diese S!sters haben das deutsche Televoting gewonnen - und damit die letzten nötigen Punkte für ihren laut bejauchzten Triumph gesammelt - weil sie von allen der sieben Acts den frischesten, den freundlichsten und den am wenigsten problembehafteten Eindruck verströmten. Sie litten ersichtlich an Lampenfieber - und wirkten deshalb umso nahbarer: Das Publikum in Deutschland fand sie offenkundig am sympathischsten.

Sie wagten und gewannen: furchtlos

S!sters  jubeln auf der Bühne beim Vorentscheid in Berlin. © NDR Foto: Rolf Klatt
Geballte Frauenpower: S!sters lösen beim deutschen Vorentscheid das Ticket zum ESC in Tel Aviv.

In diesem Sinne haben sie zu Recht gewonnen, zumal es eine Freude war anzusehen, wie sehr sie offenbar auf alles, was da jetzt auf sie zukommt, gespannt sind: Und das wird ein riesiger Stress, eine irre Strecke an Terminen und Auftritten bis zum 18. Mai, dem Finale in Tel Aviv. Und beide, die Blonde und die Brünette, machten den Eindruck, als hätten sie nur auf diese Art von Monsterstress gewartet: Das ist ein gutes Zeichen für die deutsche ESC-Gemeinde, das ist auch ein gutes Zeichen für die beiden Künstlerinnen - mit bezaubernder Bereitschaft zum Dauerstress in die Zukunft gehen, die für sie mindestens bis zum ESC-Finale eine grandiose ist.

Wie sie in Tel Aviv abschneiden, weiß natürlich jetzt noch kein Mensch. Aber "Sister" ist ein Lied, das beide zu noch besserer Form beflügeln kann. Ihr Lied markiert nicht die Lust am Experimentellen beim Eurovision Song Contest, es handelt sich eher um eine wenig temporeiche Pop-Ballade, die allerdings von Ton zu Ton durch die beiden Sängerinnen an Format gewinnt. Ihr Beitrag ist für beide, die sich faktisch erst sehr kurze Zeit kennen, ein Projekt, in das sie ihren ganzen Appetit aufs Bühnendasein packen können. "Sister" ist ein Act, der durch Laurita und Carlotta seinen Zauber und Charme bekommt.

Höheres Niveau als voriges Jahr

S!sters mit "Sister" auf der Bühne beim Vorentscheid in Berlin. © NDR Foto: Rolf Klatt
Der Song "Sisters" handelt von starken Frauen, die zusammenhalten sollten, statt sich zu bekämpfen.

Die anderen Acts dieses Jahrgangs, die ein besseres Niveau zeigten als im vorigen Wettbewerb, bei dem am Ende ohne Zweifel Michael Schulte gewinnen konnte, litten in gewisser Weise darunter, dass ein Publikum sich in die beiden S!sters verliebte. Das ist deshalb auch tragisch, weil sie sich doch alle, die jetzt ein wenig enttäuscht sein werden, in den vergangenen Wochen und Monaten extrem viel Mühe gegeben haben, das richtige Lied, die richtige Performance und die perfekte Aura zu entwickeln. Die meisten von ihnen werden, falls sie ihre Güte weiter beweisen wollen, dem Musik-Business erhalten bleiben. Die beiden Schwestern zur guten Zuversicht werden ihren Weg gehen, die nächsten Wochen sehr oft europäisch touren, schließlich Anfang Mai gen Israel fliegen. Das deutsche Publikum wird - so wie Revolverheld Johannes Strate - mit beiden mitfiebern können. Es hat die beiden schließlich auch ganz nach oben gewählt.

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Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 22.02.2019 | 20:15 Uhr

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