Stand: 21.08.2019 11:07 Uhr

"Big Brother" Zlatko - ausgebuht beim Vorentscheid

Zlatko beim Vorentscheid zum Grand Prix d'Eurovision 2001
Ganz in Weiß versuchte Zlatko beim deutschen Vorentscheid 2001 ein Ticket für den ESC in Kopenhagen zu bekommen.

Die Stimmung war aufgeheizt an diesem 2. März 2001. Der deutsche Vorentscheid in der Arena an der Expo-Plaza in Hannover ging schon vorher wochenlang durch die Presse - zu viele Kontroversen gab es um die Kandidaten, die in der Show aufgetreten sind - oder dank der Schlagzeilen nicht auftreten sollten. Zlatko Trpkovski reihte sich ein in die Riege an diskussionswürdigen Künstlern. Ohne großes Gefühl für Musik und mit einem sehr schlichten Text erreichte er den sechsten von zwölf Plätzen beim "Countdown Grand Prix 2001".

Zlatko hatte zwei Nummer-Eins-Hits

Zlatko wurde 1976 in Baden-Württemberg geboren und arbeitete als Kfz-Mechaniker. Im Jahr 2000 wurde er schlagartig bekannt - als einer der Bewohner der ersten Staffel "Big Brother" des Senders RTL II. Zwar blieb Zlatko nur 41 Tage im sogenannten Container, und damit weniger als die Hälfte der Staffel, er entwickelte sich aber zum Publikumsliebling.

Zlatko hatte allen Teilnehmern des deutschen Vorentscheids 2001 etwas voraus: zwei Nummer-Eins-Hits in den deutschen Single-Charts. Schon einen Monat nach seinem Auszug aus dem "Big-Brother"-Haus erreichte sein Song "Ich vermiss' Dich (wie die Hölle)" die Chartspitze. Mitte 2000 passierte das gleiche mit "Großer Bruder", der noch heute bekannten heimlichen Hymne der TV-Sendung. Dieser Song, den er zusammen mit "Big-Brother"-Kandidat Jürgen Milski aufnahm, holte Platin und blieb 16 Wochen in den Charts, vier Wochen an Platz eins.

Big Brother & Spaßbeiträge: ESC-Fans sorgen sich ums Niveau

Stefan Raab 2000 beim deutschen Vorentscheid zum Grand Prix. © dpa Foto: Ingo Wagner
Ein Jahr zuvor gewann mit Stefan Raabs "Wadde hadde dudde da" schon ein Spaßbeitrag den ESC-Vorentscheid.

Zlatkos Popularität brachte ihm zahlreiche TV-Auftritte ein. Er versuchte sich als Schlagersänger und Schauspieler und wollte zum Eurovision Song Contest 2001 nach Kopenhagen. Zum ersten Mal wurde der ESC in jenem Jahr in einem Fußballstadion ausgetragen - Zlatkos Song "Einer für alle" könnte man fast als Stadionhymne bezeichnen. "Einer für alle" handelte davon, dass Zlatko auf der Bühne steht und diesen Song singt. Während der leiseren Bridge und auch nach dem Song sehr deutlich zu hören: Große Teile des Hannoveraner Publikums buhten ihn aus. Viele ESC-Fans befürchteten nach dem guten Abschneiden von Spaßbeiträgen wie von Guildo Horn und Stefan Raab, dass das Niveau des deutschen ESC-Beitrages mit einem Vertreter wie Zlatko nun doch zu schwach werde. Nach seinem Auftritt bedankte sich Zlatko deshalb auch auf seine ganz eigene Art beim Publikum: "Danke, ihr Fotzköppe!"

Ich steh' hier für euch, ich sag's total direkt
Ich bin zwar nicht perfekt, doch ich geh' hier nicht weg Ausschnitt aus Zlatko - "Einer für alle"

Spaßbeiträge schneiden schlecht ab

Zlatko schaffte an diesem Freitagabend nicht den Sprung ins Superfinale der besten drei Acts. Nach der ersten Televotingrunde flog er auf Rang sechs mit gerade einmal 3,7 Prozent der Anruferstimmen raus. Auch Rudolph Mooshammer, der mit der Gruppe Münchner Zwietracht und der Trash-Nummer "Teilt Freud und Leid" antrat, wurde nur Zehnter. Lou, die spätere Teilnehmerin des ESC 2003 in Riga, wurde Dritte, Joy Fleming, Kandidatin in Stockholm 1975, als Teil eines Trios Zweite. Siegerin Michelle erreichte mit "Wer Liebe lebt" beim ESC den achten Platz.

Bis auf Roger Ciceros "Frauen regier'n die Welt" 2007 in Helsinki ist das Lied bis heute der letzte auf Deutsch gesungene ESC-Titel Deutschlands. Zlatko zog sich nach dem Vorentscheid-Debakel zurück, arbeitete weiter als Kfz-Mechaniker in Süddeutschland und mied die Öffentlichkeit - so lange bis der 43-jährige in diesem Jahr als Kandidat bei "Promi Big Brother" in das Format zurückkehrte, in dem seine Karriere einst begann.

Auch Thomas Gottschalk wollte zum Vorentscheid

Thomas Gottschalk, 2001 noch Moderator von "Wetten, dass.. ?", kündigte nach einer verlorenen Wette an, mit dem Song "What Happened To Rock 'n Roll" ebenfalls beim Vorentscheid anzutreten. Der damalige NDR Unterhaltungschef Jürgen Meier-Beer sagte einer Teilnahme von Gottschalk zu, obwohl die Meldefrist bereits abgelaufen war. Schnell wurde Kritik laut, Gottschalk habe seine Wette absichtlich verloren und wolle den ESC-Rummel ausnutzen. Der Entertainer, der selbst schon Moderator der deutschen Vorentscheide 1979 und 1980 war, sagte am Ende selbst ab.

Auch nicht angetreten ist die Gruppe Love Rocket. In ihrem Song "0190 - Hey Du da" ging es um Telefonsex. Weil sie im Vorfeld angekündigt hatten, sich auszuziehen, flogen sie aus dem Wettbewerb. Dass die Show und ihre Kandidaten so polarisierten, sorgte für eine Einschaltquote, wie sie danach kein Vorentscheid mehr hatte. 9,23 Millionen Menschen sahen damals den deutschen Vorentscheid 2001 und damit den für lange Zeit letzten großen Auftritt von Zlatko.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 02.03.2001 | 20:15 Uhr

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