John Lydon (ehemals Johnny Rotten), Frontsänger von Public Image Ltd und früherer Sänger der Sex Pistols. © Capital Pictures Foto: Martin Harris

Früherer Sex-Pistols-Sänger will für Irland zum ESC 2023

Stand: 11.01.2023 10:14 Uhr

John Lydon, ehemals unter dem Namen Johnny Rotten Sänger der Punk-Band Sex Pistols, möchte beim Eurovision Song Contest 2023 antreten. Seine neue Band nimmt am irischen Vorentscheid teil.

von Marcel Stober

Allerdings hat der Song seiner jetzigen Gruppe Public Image Ltd nichts mehr mit dem punkigen Anarcho-Sound der Sex Pistols gemein. "Hawaii" ist ein Easy-Listening-Sound, der mehr an Urlaub erinnert als an Rebellion. Der mittlerweile 66-jährige Lydon hat den Song mit seinen Bandkollegen für seine deutsche Frau Nora geschrieben, die an Alzheimer erkrankt ist. Sie sind seit 1979 verheiratet. "Hawaii" soll an glückliche Momente auf der Insel erinnern, so Lydon. Es sei "ein nachdenkliches, persönliches und doch universelles Liebeslied, das bei vielen Anklang finden wird". In der aktuell veröffentlichten Version ist "Hawaii" für den ESC allerdings noch ein bisschen zu lang - drei Minuten gilt bei dem internationalen Wettbewerb als Höchstlänge.

Die Sex Pistols erschütterten die britische Gesellschaft

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Die britische Punkrockband Sex Pistols bei einem Auftritt in New York im Jahr 1978 © picture alliance / dpa | UPI

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Die Sex Pistols waren eine der einflussreichsten Punkbands überhaupt - obwohl die Band ursprünglich nur von 1975 bis 1978 bestand. Mit Singles wie "Anarchy in the U.K." und "God Save The Queen" trafen sie das Lebensgefühl britischer Jugendlicher, die sich abgehängt von der Gesellschaft fühlten. Ihre Textzeile "No Future" wurde zu einem Schlachtruf britischer Punks in Zeiten von hoher Arbeitslosigkeit und einem zerstörten sozialen Zusammenleben. Die Sex Pistols brachten die Jugendbewegung Punk ins Rollen, dabei war natürlich auch die Band ein Teil des Establishments. Die Sex Pistols hatten einen Manager, Plattenverträge und wurden von der kürzlich verstorbenen Mode-Ikone Vivienne Westwood eingekleidet. Immer wieder machten sie durch gezielte Provokationen und Skandale Schlagzeilen. John Lydon stieg 1978 aus der Band aus, die sich wenig später ganz auflöste. Bis heute gab es immer wieder Reunions und gemeinsame Auftritte der Band - allerdings keine neuen Musiktitel, die an die alten Erfolge anknüpfen konnte.

Public Image Ltd - ein experimentierfreudiges Nachfolgeprojekt

1978, also kurz nach dem Aus der Sex Pistols, gründete Lydon die Alternative-Band Public Image Ltd (oft abgekürzt als "PiL"), die anfangs wesentlich experimentellere Musiktitel aufnahm als die Sex Pistols. Sie platzierten mehrere Singles und Alben in den britischen Charts und kamen 1983 mit "This Is Not A Love Song" auch auf Platz 10 der deutschen Single-Charts. Immer wieder wechselten die Mitglieder der Band, deren Zusammenarbeit 1993 vorläufig geendet hat. Erst 2009 wurde Public Image Ltd wieder neu aufgelegt, die Band spielte Tourneen und brachte auch wieder neue Alben heraus.

"Hawaii" im irischen ESC-Vorentscheid

Das Lied "Hawaii" wurde am 9. Januar 2023 veröffentlicht und ist einer von sechs Beiträgen, die in der Auswahl sind, Irland beim Eurovision Song Contest 2023 in Liverpool zu vertreten. "Es ist allen gewidmet, die auf der Reise des Lebens harte Zeiten durchmachen, mit der Person, die ihnen am meisten am Herzen liegt", sagte John Lydon. Keiner der vier Bandmitglieder von Public Image Ltd wurde in Irland geboren. Allerdings stammen Lydons Eltern aus dem Land. Wer Irland beim ESC vertritt, entscheidet sich in "The Late Late Show" am 3. Februar. Die Entscheidung wird zu 50 Prozent vom Televoting und zu 50 Prozent von einer internationalen Jury getroffen. Diverse Medien haben bereits über die Teilnahme von PiL am irischen Vorentscheid berichtet. Zumindest dürfte der Sender RTÉ also volle Aufmerksamkeit für die Suche nach einem Nachfolger für die 2022er-Kandidatin Brooke genießen.

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Irland  Foto:  Britta Pedersen

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Dieses Thema im Programm:

NDR Blue | ESC Update | 11.02.2023 | 19:05 Uhr

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