Stand: 10.05.2019 14:17 Uhr

Hänni: "She Got Me" zeigt eine neue Seite an mir

Wir treffen uns im Konferenzraum des Hotel Royal Beach, in dem die ESC-Delegation der Eidgenossen während der Tage von Tel Aviv Quartier nimmt: Luca Hänni ist leicht erkältet, er fürchtet um seine Stimme - und seine Betreuer um einen Ort für das Interview, in dem es nicht windig und kühl ist. Als die Schweiz letztmals gewann, das war 1988 durch die Kanadierin Céline Dion, war der 24-jährige Künstler noch nicht geboren. Es ist bereits Nachmittag und Luca Hänni hat seit dem Frühstück nichts mehr gegessen.

Luca Hänni im Interview. © NDR Foto: Claudia Timmann
Genießt den Rummel um ihn: Luca Hänni aus der Schweiz.

Du hast bestimmt Hunger, oder?

Luca Hänni: Ja, um viertel nach neun habe ich gefrühstückt - und seither Medientermine wahrgenommen. Jetzt könnte ich wirklich etwas essen. Das Fiese ist ja, dass man überall Snacks sieht, aber nichts isst, weil man gerade einen Pressetermin hat.

Wie jetzt auch.

Hänni: Ja, aber ich werde gleich etwas zu mir nehmen.

Wie lange bist du schon in Tel Aviv?

Hänni: Seit Sonntag.

Kannst Du überhaupt noch zur Ruhe kommen?

Hänni: Ja, ich schlafe prinzipiell gut. Morgens wache ich nicht mit einem Stressgefühl auf. Und am Pool war ich auch schon. Mein Hals ist kratzig, aber sonst mache ich mir keine Sorgen. Ich bin ein gelassener, ruhiger Typ.

Dich umtreibt keine Angst, bis Donnerstag nächster Woche, wenn Du beim zweiten Semi antrittst, um ins Finale zu kommen, stimmlich in Form zu kommen?

Hänni: Naja, das sorgt mich schon, aber ich denke es mir weg. Was bleibt mir sonst übrig?

Kriegst Du überhaupt etwas von der Stadt mit, oder könnte dieser ESC auch sonst wo sein, auf Grönland oder in Armenien?

Hänni: Ich bin sicher sehr viel in diesem Hotel, auch in der ESC-Location, der Arena, wo die Shows stattfinden, aber durch die Interviews komme ich natürlich auch mal raus. Es ist sehr schön hier.

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Drei Dinge, die deine Heimatstadt von Tel Aviv unterscheiden?

Hänni: Die Elektroscooter, die haben wir nicht. Schwierige Frage. Alle sind hier freundlich, wobei die Leute in Bern auch sehr freundlich sind. Ich würde sagen, Bern liegt nicht am Meer. Und Tel Aviv hat ein anderes, wärmeres Klima.

Zu deinem ESC-Act: Du bist ohne den klassischen Vorentscheid in der Schweiz für das Eurovisionsfestival ausgesucht worden, du warst als Künstler gesetzt. Hättest du dich auch einer Vorentscheidung ausgesetzt? Du bist ja immerhin ein arrivierter Popmusiker, nicht nur in Deiner Heimat.

Hänni: Ich würde sagen: nein. Das Risiko wäre zu groß gewesen, vielleicht nur Dritter zu werden und nicht als Sieger zum ESC zu reisen. Das wollte ich nicht. Das Verfahren war ja bei mir anders. Mein Song, anonym eingereicht, wurde gewählt - und damit war ich es, der zum ESC fährt.

Hätte es auch eine Ballade sein können, oder hast Du diese temporeiche Nummer eingereicht, weil du dich auf der Bühne sehr gut bewegen kannst?

Für die Schweiz steht Luca Hänni mit "She Got Me" auf der ESC-Bühne. © eurovision.tv Foto: Thomas Hanses
Beweglich und voller Dynamik - so zeigt sich Luca Hänni bei den Proben in Tel Aviv.

Hänni: Ich singe eigentlich gerne Balladen, wenn ich auf Tour bin, hinter dem Klavier sitze, aber "She Got Me" sollte eine neue Seite an mir zeigen - temporeicher, mit mehr Bewegungen.

Hat der ESC Auswirkungen auf dein Privatleben?

Hänni: Es geht drunter und drüber um mich herum in der Schweiz. Ich bin aber kein Newcomer, ich bin seit sieben Jahren im Showbusiness, ich kenne das Geschäft.

Fühlst Du Dich durch den Hype in der Schweiz geschmeichelt?

Hänni: Klar, ja, wenn etwas Schönes über mich geschrieben wird. Es gibt natürlich auch Druck, auch den spüre ich, weil jetzt viele schreiben, ich sei Favorit. Ich schiebe dann alles zur Seite und hoffe, dass meine Stimme voll und ganz zurückkommt. Und ich mein Ding durchziehe.

Was hältst du von Kritik des portugiesischen ESC-Siegers Salvador Sobral, der ESC sei nur Show und belohne keine wirklich gute Musik?

Hänni: Ich denke, es gehört alles zusammen. Ein gutes Lied, das in einer guten Show gezeigt wird. Salvador Sobral hat ja selbst erfahren, dass man mit dem, was er selbst gut findet, auch gewinnen kann.

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