Showbericht: Abstimmungskrimi in Wien

Er lag schon in den Wetten sehr weit vorn und geht als strahlender Sieger nach Hause: Måns Zelmerlöw.
Es ist ein Abend mit vielen guten Beiträgen, einigen Favoriten - und einem spannenden Abstimmungskrimi zum Schluss. Doch dann, als 36 von 40 Ländern ihre Punkte durchgegeben haben, steht fest: Måns Zelmerlöw aus Schweden gewinnt! Verdient: Er legt einen Auftritt mit einigen Wow-Effekten hin. Der schöne Mann spielt nicht nur gekonnt mit der Kamera, sondern auch mit projizierten Strichmännchen. "We Are The Heroes Of Our Time" lautet sein Refrain - und er ist definitiv der Held des Abends.
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Er ist der Star des Abends und der neue ESC-König: Måns Zelmerlöw. Mit 365 Punkten - 62 mehr als der Zweitplatzierte - gewinnt der Schwede den Eurovision Song Contest 2015 in Wien. Doch bis es zu seiner Siegerehrung kommt, erwartet den Zuschauer und die Teilnehmer ein fulminanter Show-Abend in und aus der österreichischen Hauptstadt.
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Und so beginnt der Abend: Die Wiener Stadthalle tobt, mehr als 10.000 Fans finden sich zum ESC-Finale ein und bringen sie zum Kochen.
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Wie ein Phönix aus der Asche steigt Vorjahressiegerin Conchita aus der Versenkung auf. Sie präsentiert in einem pinken Glitzeranzug, der Barbie vor Neid erblassen ließe, die erste musikalische Darbietung des Abends: "Building Bridges" - das Motto der Show.
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Durch den Abend führen Arabella Kiesbauer, Mirjam Weichselbraun und Alice Tumler (von links). Ob sie mit ihren schwarzen Kleidern modisch einen Kontrast zum Wiener Opernball schaffen wollen? Den eröffnen die Debütantinnen traditionell in Weiß. Aber aus dem Alter sind die drei Damen ohnehin schon längst raus.
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Ein Klassiker, der beim Opening natürlich nicht fehlen darf: die Wiener Sängerknaben mit der Unterstützung eines Kinderchors. Nachdem die Kleinen zeigen, wie entspannt man auf der ESC-Bühne performen kann, ...
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... sind die Großen dran. Auftritt für Ann Sophie und die anderen 26 Teilnehmer des ESC-Finales. Gleich wird es ernst.
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Aller Anfang ist schwer. Doch dafür machen es Marjetka Vovk und ihr Mann ziemlich gut. Gewöhnungsbedürftig erscheinen die Kopfhörer mit denen die Slowenin den Song "Here For You" performt. Doch die Zuschauer stört es nicht, sie wählen Maraaya auf Platz 14.
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Wenig überraschend ist der Beitrag aus Frankreich mit Lisa Angell. Ein schlichtes Kleid, ein klassischer Chanson. "N' oubliez pas" - Vergiss nie - lautet der Appell. Das beherzigen die Zuschauer leider nicht, vergessen für sie anzurufen und die Französin landet leider nur auf Platz 25.
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Er ist der absolute "Golden Boy" des ESC: Nadav Guedj. Mit seinen goldenen Flügelschuhen tanzt, nein, fliegt der Israeli auf Platz 9. Ein Bühnen-Feuerwerk, bei dem der Funke offensichtlich überspringt.
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Im Song "Goodbye To Yesterday" stiehlt er sich nach einer leidenschaftlichen Nacht einfach davon. Doch, Stig Rästan, so funktioniert das nicht. Findet auch Sangespartnerin Elina Born. Bei ihr rollen die Tränen - bühnenwirksam - zum Ende des Songs. Und nach der Punktevergabe sicher vor Freude über Platz 7 für Estland.
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Andere Showacts arbeiten mit Lichteffekten. Electro Velvet hat die Leuchtstäbe in die Kleider eingenäht. Das sieht zwar aus, wie der Autoscooter-Stand im Wiener Prater, ist aber mal eine optische Abwechslung. Doch bringt der modische Effekt weder Erleuchtung noch besonders viele Punkte. Großbritannien muss sich mit Platz 24 abfinden.
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Düstere Outfits, düstere Bühnenatmosphäre, düstere Thematik. Genealogy gedenken in ihrem Titel dem Völkermord, dem vor 100 Jahren mehr als eine Million Armenier zum Opfer fielen. Zu düster für den Eurovision Song Contest? Es reicht für Armenien nur für Platz 16.
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Eingefleischte ESC-Fans wissen es schon: Das ist das Lied mit dem Kuss. Doch ein Kuss allein reicht nicht, um unter die Top Ten zu kommen. Und so muss Litauen am Ende mit Platz 18 nach Hause fahren. Dafür gibt es sicher viele Trost-Bussis für Monika Linkytė und Vaidas Baumila.
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Bojana Stamenov überzeugt gleich mit doppelter Bühnenpräsenz. Für ihre gesangliche Darbietung von "Beauty Never Lies" erntet sie Zwischenapplaus beim Publikum und Platz 10 in der Gesamtwertung. Die glitzernde Haarspange gibt die Serbin weiter an ...
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... ihre Kollegin Debrah Scarlett. Zusammen mit Mørland präsentiert sie den Titel "A Monster Like Me" und bringt Norwegen auf Platz 8.
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Er gehört von Anfang zu den Favoriten: Måns Zelmerlöw. Nicht nur in der Platzierung beim ESC, sondern auch bei den Damen. "We Are The Heroes Of Our Time", singt der Schwede. Er ist unser Held des Abends - mit einem sensationellen und verdienten 1. Platz.
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Ein Mann wie eine Boygroup. John Karayiannis braucht keine Mitstreiter, um seinem Liebeslied "One Thing I Should Have Done" den nötigen Take-That-Touch zu geben. Das schafft er ganz alleine. Ob er mit Verstärkung einen besseren als den 22. Platz für Zypern geschafft hätte?
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Im Vorfeld ist er einer der am heißesten gehandelten Teilnehmer des ESC: Guy Sebastian. Nicht nur, weil mit ihm Australien zum ersten Mal an dem größten Musikwettbewerb der Welt teilnimmt.
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Der Song "Tonight Again" hat das Zeug zum Ohrwurm und erreicht einen großartigen 5. Platz. Wir sind sicher: Guy Sebastian wird auf der Welle des Erfolgs weitersurfen.
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Wie kann ein braver Seitenscheitel so trügerisch sein? Eigentlich sieht Loïc Nottet ganz harmlos aus. Sein "Rhythm Inside" ist allerdings im New-Wave-Sound und -Look für den ESC ganz ungewöhnlich. Dem Publikum gefällt's und er erreicht für Belgien einen verdienten 4. Platz.
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Das wäre Udo Jürgens nie passiert: Der Flügel brennt. Doch leider ist es nur ein Strohfeuer - die Fans können sich für The Makemakes einfach nicht erwärmen. Nicht einen einzigen Punkt können für Österreich holen.
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"One Last Breath" - einen letzten Atemzug - besingt die Griechin Maria Elena Kiriakou. Bei der Windmaschine fällt ihr das Atmen sicherlich nicht leicht. Trotz aller Anstrengungen reicht es nur für Platz 19.
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Der Auftritt von Knez ist wie ein Urlaubsfilm vom Balkan: Bergpanorama, glitzerklares Wasser und montenegrinische Klänge. Wer noch keine Pläne für die Ferien hat sollte sich das Land des 13. Platzes mal angucken.
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Ihr Auftritt ähnelt einem James-Bond-Film: Ann Sophie. Beim deutschen Vorentscheid hat sie mit sensationeller Stimme und einem roten sexy Overall gepunktet. Vielleicht ...
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... hätte sie den auch in Wien anziehen sollen. Woran sollte es sonst gelegen haben, dass Deutschland nicht einen einzigen Punkt bekommt? An der Stimme sicher nicht.
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Die Kirschblüte im Bühnenbild steht für Schönheit, Aufbruch und Vergänglichkeit. Das passt perfekt zu Monika Kuszyńskas Song "In The Name Of Love". Leider kann die Polin, die nach einem schweren Autounfall im Rollstuhl sitzt, das Publikum nicht überzeugen und schafft es nur auf Platz 23.
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Ein echter Geheimtipp kommt aus Lettland: Aminata Savadogo könnte man sich auch in einer dunklen Bar in der New Yorker Musikszene vorstellen. In Wien ist der Tipp gar nicht so geheim und erreicht den 6. Platz.
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Noch eine Gruppe wagt sich an ein sehr ernstes Thema. Voltaj besingt die Eltern, die ihre Kinder in der Heimat Rumänien lassen, um im Ausland Geld zu verdienen. Die Zuschauer belohnen den Auftritt und die Botschaft mit Platz 15.
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Edurne heißt die Sängerin aus Spanien und das heißt übersetzt Schnee. Kalt wird es einem allerdings nicht bei der Show der Sängerin. Nicht nur mit ihrer Stimme heizt die Spanierin ein, sondern auch mit einem raffinierten Kleiderwechsel. Aus Rot ...
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... wird Gold. Und auch bei "Let's Dance" hätte Edurne mit ihrer Tanzeinlage gute Chancen. Doch es ist ein Musikwettbewerb und die Spanierin landet nur auf Platz 21.
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Eine junge Frau auf der ESC-Bühne. Sie ist allein, wird von Gitarrenklängen begleitet und singt vom Weltfrieden - an wen erinnert Boggie damit nur?
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Anders als "Ein bisschen Frieden" wird Ungarn mit "Wars For Nothing" aber nur auf den 20. Platz gewählt - trotz der schönen Bäume im Hintergrund.
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Lack, Leder, Latex - Hauptsache Schwarz. Obwohl sich über Nina Sublatti aus Georgien dunkle Wolken zusammenbrauen, schafft es "Warrior" auf den 11. Platz.
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Wenn Elnur Hüseynov in einer Textzeile "I Won't Sleep Tonight" singt, dann kann man sich das gut vorstellen. In der Vollmonddeko kommt sein "Hour Of The Wolf" richtig unheimlich daher. Aserbaidschan schafft es, sich auf den 12. Platz zu heulen.
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Nein, das ist kein Marilyn-Monroe-Double, sondern Polina Gagarina, die für Russland am ESC teilnimmt. Lange wartet man auf die berühmte Luftschacht-Szene. Allerdings vergeblich. Das passt dramaturgisch natürlich auch gar nicht zu dem Friedensappell "A Million Voices".
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Lange führt Polina Gagarina bei der Punktevergabe auf Platz eins. Am Ende erreicht sie einen großartigen zweiten Platz und schickt einen Kuss an ihre Mutter und ihren kleinen Sohn im Publikum.
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Es ist ja nicht jedem gegeben, zu singen. Aber wer am ESC teilnimmt, sollte schon die Töne treffen. Elhaida Dani hat nicht nur in den Proben damit große Probleme, sondern auch im Finale. Dennoch schafft sie es für Albanien auf den 17. Platz.
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Drei hübsche Italiener, drei tolle Stimmen, ein Song von der großen Liebe - was soll da noch schiefgehen? Nicht mehr viel. Mit 292 Punkten erreicht Italien einen fantastischen 3. Platz.
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Ein Blick in den Green Room während der Punktevergabe. Polina Gagarina führt zu diesem Zeitpunkt knapp vor Schweden. Conchita plaudert mit der aufgeregten Russin, das beruhigt die Nerven, denn noch sind nicht alle Punkte vergeben.
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Auch Ann Sophie hofft im Green Room noch auf Punkte.
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Es ist so weit. Noch bevor die letzten Punkte vergeben sind, steht der Gewinner des Abends fest. Die Moderatorinnen Alice Tumler, Mirjam Weichselbraun und Arabella Kiesbauer (von links) erklären ...
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... Måns Zelmerlöw zum Sieger des 60. Eurovision Song Contest. Der Schwede kann es im ersten Moment überhaupt nicht glauben.
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Die ehemalige Königin und der neue König: Conchita übergibt die Trophäe an ihren Nachfolger Måns Zelmerlöw.
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Zum In-die-Luft gehen: Måns Zelmerlöw ist außer sich vor Freude. Für diesen Moment kämpft er seit Wochen hart. Herzlichen Glückwunsch und auf ein Wiedersehen 2016 in Schweden.
Sehr unterschiedliche Songs landen vorn

Für ihren Beitrag "Grande Amore" fliegen Il Volo die Herzen der ESC-Gemeinde zu.
Lange liegt die Russin Polina Gagarina in den Wertungen vor Zelmerlöw und landet letztlich mit 62 Punkten Abstand hinter ihm - wozu auch acht Punkte aus Russland selbst beitragen. Die Russin hat eine tolle Stimme und sieht aus wie eine "Prima-Gagarina". So viele Lichter wie sie einsetzt - und vor allem die zu sehr gespielte Ergriffenheit, fast ein Weinanfall am Ende des Auftrittes - sind dann aber vielleicht doch eine Spur zu viel. Platz drei geht an das stimmgewaltige Opern-Trio Il Volo aus Italien - "Grande Amore" in Wien. Beachtlich ist damit: Popsong, getragene Ballade und Oper - unterschiedlicher könnten die Erstplatzierten kaum sein.
Dynamische Beiträge punkten
Zu den Favoriten gehört in diesem Finale neben Schweden Loïc Nottet aus Belgien. Der erst 19-Jährige mit dem unheimlichen, leicht irren Blick legt einen dynamischen Auftritt hin - selbst wenn er im Liegen singt und obwohl sich seine Tänzer nur roboterhaft über die Bühne bewegen: Sein Auftritt gehört zu den spritzigsten an diesem Abend. In diese Kategorie gehören auch Guy Sebastian, Nadav Guedj und Bojana Stamenov. Der Australier Sebastian hat eine tolle Bühnenpräsenz und einen "catchy" Song - gepaart mit Grafiken wie bei einem Kraftwerk-Konzert und Pyro.
Gewinner-Auftritt | Måns Zelmerlöw: "Heroes"
Måns Zelmerlöw war im Vorfeld als heißer Favorit gehandelt worden. Mit seinem Song "Heroes" hat der smarte Schwede den ESC in Wien bravourös gewonnen. Das Sieger-Video.
Ein Feuerwerk schießt auch Nadav Gudj aus Israel ab, wortwörtlich und was die Stimmung angeht. Der 16-jährige "Golden Boy" nimmt die Bühne ein und hat die Menge in Wien gewaltig im Griff. Apropos gewaltig, das ist auch die Serbin Bojana Stamenov - vor allem wegen ihrer Stimme. Als sich ihre Tänzer die Trickkleider vom Leib reißen und Stamenovs Stimme zu explodieren droht, gibt es in der Halle kein Halten mehr.
Bewährungsprobe für die Big 5

Sie wurde hoch gehandelt und ist doch recht tief gefallen: Edurne aus Spanien.
Zum ersten Mal beweisen müssen sich an diesem Abend neben Italien die restlichen "Big 5"- Länder. Hoch gehandelt wird im Vorwege Edurne. Die Spanierin hat nicht nur eine starke Stimme, sondern auch eine - vor allem im Vergleich zu vielen minimalistischen Auftritten - fast dramatische und definitiv kurzweilige Bühnenshow. Sie setzt ein Trickkleid ein und wird herumgewirbelt - am Ende Platz 21. Ähnlich viel passiert beim Auftritt von Großbritannien. Electro Velvet bringen eine Traumschiff-Treppe mit, setzen Kostüme mit Leuchtdioden oder LEDs ein - ein bisschen wie bei einem Deichkind-Konzert. Zum krönenden Abschluss ein bisschen Pyro, vielleicht etwas zu viel des Guten. Und auch der Swing-Song wirkt hier eher wie ein Fremdkörper. Die Französin Lisa Angell tritt mit einem der wenigen nicht-englischsprachigen Songs an, in düsterer Kulisse. Den größten Applaus erhält sie, als ihre vier Trommler die Bühne betreten.
Bitteres Ergebnis für Deutschland und Österreich

Sie hat alles gegeben, aber konnte Europa nicht überzeugen: Ann Sophie.
Besonders bitter endet der Abend für den letzten "Big 5"-Vertreter: Deutschland. Ann Sophie hat - wie The Makemakes aus Österreich - keine Punkte erhalten. Dabei legt sie einen sehr guten Auftritt hin. Sie flirtet mit der Kamera, wirkt souverän dort oben auf der Bühne und die Stimme, der konnte die Erkältung von vor ein paar Tagen nichts mehr anhaben. Darum ist das Ergebnis für die Hamburgerin nur umso enttäuschender. Genauso enttäuscht werden The Makemakes sein. Auch die Österreicher legen einen guten Auftritt aufs Parkett, bringen sogar ihr Klavier zum "Glühen"- und ernten ebenso nicht einen einzigen Punkt.
Noch beim Empfang der Deutschen Botschaft hatten Österreich und Deutschland darüber gewitzelt, sich künftig mehr Punkte geben zu wollen. Hätten sich beide Länder schon an diesem Abend daran gehalten, hätten sie zumindest nicht mit null Punkten abreisen müssen.
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