Stand: 24.05.2015 02:53 Uhr

Showbericht: Abstimmungskrimi in Wien

Måns Zelmerlöw auf der ESC-Bühne in Wien. © NDR Foto: Rolf Klatt
Er lag schon in den Wetten sehr weit vorn und geht als strahlender Sieger nach Hause: Måns Zelmerlöw.

Es ist ein Abend mit vielen guten Beiträgen, einigen Favoriten - und einem spannenden Abstimmungskrimi zum Schluss. Doch dann, als 36 von 40 Ländern ihre Punkte durchgegeben haben, steht fest: Måns Zelmerlöw aus Schweden gewinnt! Verdient: Er legt einen Auftritt mit einigen Wow-Effekten hin. Der schöne Mann spielt nicht nur gekonnt mit der Kamera, sondern auch mit projizierten Strichmännchen. "We Are The Heroes Of Our Time" lautet sein Refrain - und er ist definitiv der Held des Abends.

Sehr unterschiedliche Songs landen vorn

Il Volo auf der ESC-Bühne © Rolf Klatt / NDR Foto: NDR
Für ihren Beitrag "Grande Amore" fliegen Il Volo die Herzen der ESC-Gemeinde zu.

Lange liegt die Russin Polina Gagarina in den Wertungen vor Zelmerlöw und landet letztlich mit 62 Punkten Abstand hinter ihm - wozu auch acht Punkte aus Russland selbst beitragen. Die Russin hat eine tolle Stimme und sieht aus wie eine "Prima-Gagarina". So viele Lichter wie sie einsetzt - und vor allem die zu sehr gespielte Ergriffenheit, fast ein Weinanfall am Ende des Auftrittes - sind dann aber vielleicht doch eine Spur zu viel. Platz drei geht an das stimmgewaltige Opern-Trio Il Volo aus Italien - "Grande Amore" in Wien. Beachtlich ist damit: Popsong, getragene Ballade und Oper - unterschiedlicher könnten die Erstplatzierten kaum sein.

Dynamische Beiträge punkten

Zu den Favoriten gehört in diesem Finale neben Schweden Loïc Nottet aus Belgien. Der erst 19-Jährige mit dem unheimlichen, leicht irren Blick legt einen dynamischen Auftritt hin - selbst wenn er im Liegen singt und obwohl sich seine Tänzer nur roboterhaft über die Bühne bewegen: Sein Auftritt gehört zu den spritzigsten an diesem Abend. In diese Kategorie gehören auch Guy Sebastian, Nadav Guedj und Bojana Stamenov. Der Australier Sebastian hat eine tolle Bühnenpräsenz und einen "catchy" Song - gepaart mit Grafiken wie bei einem Kraftwerk-Konzert und Pyro.

VIDEO: Gewinner-Auftritt | Måns Zelmerlöw: "Heroes" (4 Min)

Ein Feuerwerk schießt auch Nadav Gudj aus Israel ab, wortwörtlich und was die Stimmung angeht. Der 16-jährige "Golden Boy" nimmt die Bühne ein und hat die Menge in Wien gewaltig im Griff. Apropos gewaltig, das ist auch die Serbin Bojana Stamenov - vor allem wegen ihrer Stimme. Als sich ihre Tänzer die Trickkleider vom Leib reißen und Stamenovs Stimme zu explodieren droht, gibt es in der Halle kein Halten mehr.

Bewährungsprobe für die Big 5

Edurne auf der ESC Bühne. © Rolf Klatt / NDR Foto:  NDR
Sie wurde hoch gehandelt und ist doch recht tief gefallen: Edurne aus Spanien.

Zum ersten Mal beweisen müssen sich an diesem Abend neben Italien die restlichen "Big 5"- Länder. Hoch gehandelt wird im Vorwege Edurne. Die Spanierin hat nicht nur eine starke Stimme, sondern auch eine - vor allem im Vergleich zu vielen minimalistischen Auftritten - fast dramatische und definitiv kurzweilige Bühnenshow. Sie setzt ein Trickkleid ein und wird herumgewirbelt - am Ende Platz 21. Ähnlich viel passiert beim Auftritt von Großbritannien. Electro Velvet bringen eine Traumschiff-Treppe mit, setzen Kostüme mit Leuchtdioden oder LEDs ein - ein bisschen wie bei einem Deichkind-Konzert. Zum krönenden Abschluss ein bisschen Pyro, vielleicht etwas zu viel des Guten. Und auch der Swing-Song wirkt hier eher wie ein Fremdkörper. Die Französin Lisa Angell tritt mit einem der wenigen nicht-englischsprachigen Songs an, in düsterer Kulisse. Den größten Applaus erhält sie, als ihre vier Trommler die Bühne betreten.

Bitteres Ergebnis für Deutschland und Österreich

Ann Sophie auf der ESC Bühne in Wien. © Rolf Klatt / NDR Foto: Rolf Klatt
Sie hat alles gegeben, aber konnte Europa nicht überzeugen: Ann Sophie.

Besonders bitter endet der Abend für den letzten "Big 5"-Vertreter: Deutschland. Ann Sophie hat - wie The Makemakes aus Österreich - keine Punkte erhalten. Dabei legt sie einen sehr guten Auftritt hin. Sie flirtet mit der Kamera, wirkt souverän dort oben auf der Bühne und die Stimme, der konnte die Erkältung von vor ein paar Tagen nichts mehr anhaben. Darum ist das Ergebnis für die Hamburgerin nur umso enttäuschender. Genauso enttäuscht werden The Makemakes sein. Auch die Österreicher legen einen guten Auftritt aufs Parkett, bringen sogar ihr Klavier zum "Glühen"- und ernten ebenso nicht einen einzigen Punkt.

Noch beim Empfang der Deutschen Botschaft hatten Österreich und Deutschland darüber gewitzelt, sich künftig mehr Punkte geben zu wollen. Hätten sich beide Länder schon an diesem Abend daran gehalten, hätten sie zumindest nicht mit null Punkten abreisen müssen.

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Måns Zelmerlöw freut sich über den Sieg. © NDR Foto: Rolf Klatt
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Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 23.05.2015 | 21:00 Uhr

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