Sponsor Ahoi!
"Contigo hasta el final", mit dir bis zum Finale - so wörtlich wurde wohl schon lange kein ESC-Beitrag mehr genommen. Die spanische Gruppe El Sueño de Morfeo, auch kurz ESDM, hat den Titel, mit dem sie am 18. Mai in Schweden an den Start gehen werden, zum Motto ihrer PR-Aktivitäten gemacht und ihren Fans die Möglichkeit eingeräumt, sie auf einem Kreuzfahrtschiff von La Coruña über Bilbao und Hamburg nach Malmö zu begleiten. Und natürlich auch einem exklusiven Konzert der populären Band beizuwohnen.
Nächster Halt: Malmö
Möglich wurde diese ungewöhnliche PR-Aktion durch das großzügige Sponsoring eines spanischen Kreuzfahrtunternehmens, das die Kosten für Pre- und After-Show-Events sowie einen Teil der Ausgaben der spanischen Delegation übernimmt. Im Gegenzug wurde die Kreuzfahrt im Rahmen der nationalen ESC-Vorentscheidung kräftig beworben. Schon seit zwei Jahren suchte der Traumschiff-Anbieter nach einer günstigen Gelegenheit, seinen Kunden Malmö als neuen Anlaufhafen schmackhaft zu machen. Dank der Entscheidung des schwedischen Fernsehens, den ESC gerade dort stattfinden zu lassen, bot sich diese Gelegenheit nun geradezu auf dem Präsentierteller.
Trotz Krise und für spanische Verhältnisse wenig frühlingshafter Temperaturen ist die Kreuzfahrt gut besucht. Aus den Lautsprechern dringen leise die größten Eurovisionshits der letzten fünfzig Jahre. Offenbar gefällt der Sound der Vergangenheit und Eduardo López-Puertas, Vizepräsident des Reiseveranstalters, spekuliert bereits auf eine neue Marktlücke: Eurovisions-Kreuzfahrten. Angesichts der Zahl der Austragungsstädte, die am Meer liegen, ist die Idee gar nicht so weit hergeholt: Amsterdam, Oslo, Kopenhagen, Stockholm, Helsinki, Tallinn, Riga... Und auch ESC-Fans kommen irgendwann in die Jahre, in denen man den Komfort eines Kreuzfahrtschiffs zu schätzen weiß.
Win-Win-Situation
Mit der ESDM-Kreuzfahrt wird Malmö offiziell in den Kreis der Zielhäfen des Unternehmens aufgenommen. Und durch die Kooperation mit dem spanischen Fernsehen (und die Popularität von ESDM) erfährt das ganze Land davon. Für López-Puertas ist das eine klassische Win-Win-Situation, schließlich sei es ja eine gute Sache, sich gegenseitig zu unterstützen. In Malmö werden ESDM mit großem Bahnhof empfangen - einschließlich Blaskapelle und Fahnenmeer. Die Band bekommt noch werbewirksam einen Preis überreicht, dann beginnt der Ernst des ESC-Probenmarathons.
Spanien ist in diesem Jahr nicht das einzige Land, das seine Teilnahme sponsern lässt. Auch das zypriotische Fernsehen war lange auf der Suche nach einem Geldgeber für die ESC-Teilnahme. Ohne die Finanzspritze eines großen Telekommunikationsunternehmens hätte die Mittelmeerinsel in diesem Jahr keinen Beitrag nach Malmö schicken können. Auf der Pressekonferenz zur Vorstellung des Beitrags von Despina Olympiou nahmen die Dankesbekundungen an den Sponsor daher auch fast kein Ende. In Griechenland dagegen wurde die Teilnahme durch den Privatsender MAD TV ermöglicht – gegen heftige Proteste ehemaliger Angestellter der Unternehmensgruppe, die im Zuge der Finanzkrise ohne Abfindung entlassen worden waren.
Sponsoring an allen Horizonten
Doch Sponsoring ist nicht nur eine Sache der finanzkrisengeschüttelten Länder Südeuropas. Da der Gastgeber die Hälfte der Veranstaltungskosten aus eigener Tasche zahlen muss, ist jeder Ausrichter für die Unterstützung durch Sponsoren dankbar. Schon seit mehreren Jahren tritt ein deutsches Kosmetikunternehmen als Beauty-Partner des ESC in Erscheinung. In der Vergangenheit waren auch immer wieder die großen nationalen Telekommunikationsunternehmen mit von der Partie. Angesichts der enormen Kosten, die mit der Ausrichtung des Eurovision Song Contests verbunden sind, werden wir uns wohl an Sponsoren aus der Privatwirtschaft gewöhnen müssen.