Stand: 11.05.2018 15:38 Uhr

Wegen Zensur: China darf ESC-Finale nicht zeigen

Das Netzwerk öffentlich-rechtlicher Sender, die European Broadcasting Union (EBU), verantwortlich für den Eurovision Song Contest, hatte die Lizenz zur Übertragung des Wettbewerbs auch dem chinesischen Sender Mango TV erteilt. Dieser in China kleinere Sender, ein Portal des staatlichen Rundfunks Hunan, spezialisiert auf Streamingübertragungen, übertrug zwar das erste Halbfinale - wegen der Zeitverschiebung zeitversetzt am Mittwoch, aber auch, um gewisse Acts aus der Show zu filtern, also zu zensieren.

Zensur: Tattoos und Regenbogenfahne raus

Irlands Tänzer Kevin O'Dwyer und Alan McGrath auf der Bühne in Lissabon. © Eurovision TV / Andres Putting Foto: Andres Putting
Die Chinesen konnten den Auftritt des Iren Ryan O'Shaughnessy im ersten Halbfinale nicht sehen. Der Grund: Seine Tänzer verkörpern ein schwules Paar.

Die EBU hat nun die Konsequenzen daraus gezogen, dass der Sender sowohl den irischen Teilnehmer Ryan O'Shaughnessy als auch Eugent Bushpepa aus Albanien aus dem ersten Halbfinale herauszensiert hat. Letzteren, weil es in China verboten ist, Menschen mit Tattoos zu zeigen, den irischen Kandidaten, weil seine beiden Tänzer ein schwules Paar verkörpern. Das zu zeigen ist jedoch in China auch nicht zulässig. Seit vorigem Jahr ist es zudem Internetdiensten verboten, wie sie sagen, "abnormale" sexuelle Inhalte zu zeigen. Obendrein verpixelte Mango TV beim Schweizer Beitrag Zibbz eine im Publikum hochgehaltene Regenbogenfahne, ein weltweites Symbol der queeren Bewegungen und stilprägend beim ESC.

Dazu heißt es seitens der EBU: "Dies steht nicht im Einklang mit den Werten der EBU für Universalität und Inklusivität. Wir sind stolz auf unsere Tradition, Diversität durch Musik zur Geltung zu bringen. Mit Bedauern werden wir deshalb sofort unsere Partnerschaft mit dem Sender beenden. Ihnen ist nicht erlaubt, das zweite Semifinale und auch nicht das Finale am Samstag zu übertragen."

Auch arabische Länder dürfen nicht teilnehmen

Jon Ola Sand, Executive Supervisor des Eurovision Song Contest © picture alliance/APA/picturedesk.com Foto: Hans Klaus Techt
Jon Ola Sand macht klar: Wer andere Länder ausschließt, darf nicht am ESC teilnehmen.

Hätte die ESC-Dachorganisation anders reagiert, wäre dies ein Skandal gewesen. Im gleichen Sinne behandelt man in der Genfer EBU-Zentrale auch Anfragen von Sendern aus dem Maghreb, Nordafrika, die, wie ein libanesischer oder jordanischer Sender auch, gerne am ESC teilnehmen würden, aber nur, wenn sie die Acts Israels nicht zeigen müssten. Die EBU lehnt dies strikt ab. Jon Ola Sand, Hauptverantwortlicher für den ESC, sagte schon vor längerem: "Der Eurovision Song Contest inkludiert - er schließt niemanden aus." Die chinesischen Fans können sich Show aber auch nicht im Internet ansehen. Auch internationale Webseiten sind seitens der Regierung abgeschottet.

Dieses Thema im Programm:

NDR Blue | ESC Update | 19.05.2018 | 19:05 Uhr

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