Stand: 15.11.2019 10:22 Uhr

ESC-Jubiläen 2020: Von Lena bis France Gall

Einige denkwürdige ESC-Momente feiern 2020 Jubiläum. Lenas Sieg jährt sich zum zehnten Mal, France Galls historischer Auftritt gar zum 55. Mal. Weitere Meilensteine wie die Einführung der Postcards feiern runde Geburtstage.

Vor fünf Jahren: Größtes ESC-Finale in Wien

Guy Sebastian auf der ESC-Bühne in Wien. © Rolf Klatt / NDR Foto: Rolf Klatt
Australien darf 2015 als Gast am ESC teilnehmen und wird von Guy Sebastian vertreten.

Der Eurovision Song Contest 2015 in Wien hält Rekorde - sogar offiziell. 2015 kam der ESC ins Guinness Buch - in der etwas sperrigen Kategorie "am längsten bestehender jährlicher TV-Musikwettbewerb (international)". Das Wiener Finale hatte außerdem die bisher meisten Teilnehmer überhaupt. In einem ESC-Finale stehen die jeweils zehn besten Acts der beiden Halbfinals, dazu die Big Five, also die größten Geldgeberländer, und der Gastgeber - macht insgesamt 26 Länder. 2015 sollte Australien zum 60. ESC als Gast dabei sein. Guy Sebastian bekam von der Europäischen Rundfunkunion (EBU) einen Platz im Finale sicher. Diese 27 Finalteilnehmer sind bis heute einmalig in der ESC-Geschichte. Australien ist bis heute dabei, muss sich aber seit 2016 über die Halbfinals qualifizieren.

Vor zehn Jahren: "Lovely Lena" holt Sieg für Deutschland

Lena nach ihrem Sieg in Oslo  Foto: Rolf Klatt
Am Finalabend in Oslo war Lena von ihrem Sieg überwältigt.

Als ESC-Fan wird man den Abend des 29. Mai 2010 wohl niemals vergessen. Lena Meyer-Landrut holte mit "Satellite" den zweiten deutschen ESC-Sieg nach Nicole 1982. In Deutschland kannte man Lena erst seit dem Februar. Mit der ersten Show des Vorentscheids "Unser Star für Oslo" galt sie schon als Favoritin. "Menschen werden dich lieben", prophezeite ihr Juror Marius Müller-Westernhagen nach ihrem ersten Auftritt. Knapp vier Monate später gewann "Lovely Lena", wie sie bei der Punktevergabe genannt wurde, das ESC-Finale von Oslo mit 246 Punkten. In den folgenden zehn Jahren wurde aus Lena eine Größe im deutschen Musikgeschäft. Sie ist erfolgreich als Sängerin, Synchronsprecherin und Jurorin in TV-Shows.

Vor 15 Jahren: Griechenland im Siegestaumel

Die Sterne standen 2004/2005 gut für Griechenland. Erst wurde die griechische Fußballnationalmannschaft unter dem deutschen Trainer Otto Rehhagel sensationell Europameister, dann gewann Helena Paparizou erstmals für das Land den ESC in Kiew. Mit "My Number One" landete sie 38 Punkte vor der zweitplatzierten Chiara aus Malta. Diese historische Kombination aus erstem EM-Titel und erstem ESC-Sieg im Jahr darauf wiederholte Portugal 2016/2017 mit Salvador Sobral beim ESC. Noch mehr kuriose Zufälle: Beide Fußballmannschaften bezwangen im EM-Finale den jeweiligen Gastgeber und beide ESC-Shows fanden in der Ukraine statt.

Vor 20 Jahren: Stefan Raab gaga mit Glitzer

Stefan Raab und seine Band bei der Probe in Stockholm © dpa - Fotoreport Foto: Carsten Rehder
Stefan Raab und seine Band sind 2000 in Stockholm auf jeden Fall aufgefallen.

"Ladies and gentlemen - please put your patsche hands together!" So beginnen denkwürdige ESC-Auftritte. Stefan Raab hatte beim ESC schon einige Rollen: als Orchester-Dirigent bei Guildo Horn 1998, an der Gitarre bei Max Mutzke 2004 und als Moderator 2011, doch nur in Stockholm 2000 stand er auch als Hauptinterpret auf der Bühne. Mit "Wadde Hadde Dudde Da" belegte er Platz fünf. Und das, obwohl den Song in Babysprache wohl weder die deutschen noch die internationalen Zuschauer mitsingen konnten. Raab moderierte seit einem Jahr die Sendung "TV Total" bei ProSieben und landete mit spaßigen Songs häufiger in den Charts. Beim deutschen Vorentscheid 2000 siegte er deutlich und brachte diesen Spaß in Plateauschuhen und weißem Anzug nach Stockholm.

Vor 25 Jahren: Norwegen unterbricht Irlands Siegesserie

Irland hält noch immer den Rekord für die meisten Siege beim Eurovision Song Contest. Zu verdanken haben sie das einer fast schon unheimlichen Serie in den 90ern. Vier ihrer sieben Siege holten sie innerhalb von fünf Jahren: 1992, 1993, 1994 und 1996. 1995 hingegen konnte Norwegen triumphieren - allerdings erinnerte der fast instrumental gehaltene Song "Nocturne" der Gruppe Secret Garden stark an irisch-keltische Folk-Musik und Violinistin Fionnuala Sherry ist Irin. Die Melodie des Songs kennen noch heute viele: "Nocturne" gehört zum Soundtrack des Animationsfilms "Shrek - der tollkühne Held" von 2001. 1996 gewann Irland wieder - mit Sängerin Eimear Quinn und typisch irischem Folk.

Vor 30 Jahren: Der Mauerfall beim ESC

Ketil Stokkan beim Grand Prix d'Eurovision 1990
Der Norweger Ketil Stokkan singt 1990 den Song "Brandenburger Tor" über die deutsche Wiedervereinigung.

Nie zog sich ein Thema derart durch einen Eurovision Song Contest wie 1990 in Zagreb. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Wiedervereinigung Deutschlands nahmen sich sechs Länder diesen neuen politischen Zeiten in ihren Songs an. Für Deutschland etwa sangen Chris Kempers und Daniel Kovac den Ralph-Siegel-Titel "Frei zu leben" und wurden Neunte. Auch Österreich, Finnland und Irland sangen von Europa-Euphorie und Freiheit. Toto Cotugno aus Italien gewann mit "Insieme 1992" den ESC - einem Lied, das den Zusammenhalt von Europa beschwört. Ketil Stokkan aus Norwegen sang über die Freude der Wiedervereinigung in seinem Song "Brandenburger Tor".

Vor 35 Jahren: Ein Mode-Gag für die Geschichte

Moderatorin Lill Lindfors in einem Trickkleid
Lill Lindfors' überraschendes Trickkleid ist ESC-Fans bis heute in Erinnerung geblieben.

In den prinzipiell immer gleichen ESC-Shows haben es die Moderatoren nicht ganz leicht, im Gedächtnis zu bleiben. Ein paar schwedische Moderatorinnen haben aber gezeigt, wie das geht. Petra Mede etwa, die sich in Stockholm 2016 zusammen mit Måns Zelmerlöw und der ESC-Parodie "Love, Love, Peace, Peace" verewigte. Schon in Göteborg 1985 sorgte Moderatorin Lill Lindfors für einen besonderen Moment. Bei einem geplanten Gag verlor sie während der Show den unteren Teil ihres Kleides und stand plötzlich im Slip auf der Bühne. Lindfors tat kurz überrascht und löste dann ein paar Halterungen an ihrem Oberteil, wodurch sich plötzlich ein neues Kleid entfaltete.

Vor 40 Jahren: Israel verzichtet auf Austragung

Insgesamt sechs Mal fand der Song Contest nicht im Land des Vorjahressiegers statt. Zuletzt geschah das 1980 in Den Haag und zum einzigen Mal trat auch das Siegerland des Vorjahres nicht an. Gali Atari & Milk and Honey aus Israel gewannen 1979 den ESC im eigenen Land. Der israelische Rundfunk konnte aber keine zwei ESC-Shows in Folge ausrichten. Das eingesprungene niederländische Fernsehen legte das Finale auf einen israelischen Nationalfeiertag, weswegen Israel auch die Teilnahme absagte. Dafür wurde Marokko zum einzigen Mal ESC-Land. Johnny Logan errang seinen ersten ESC-Sieg für Irland vor der zweitplatzierten Katja Ebstein. 17,4 Millionen Zuschauer sahen in Deutschland zu - das ist bis heute Rekord.

Vor 45 Jahren: Die ersten zwölf Punkte werden vergeben

Geraldine vertritt Luxemburg 1975 beim Grand Prix und belegt den 5. Platz
Die irische Sängerin Geraldine Brannigan bekommt 1975 die ersten zwölf Punkte überhaupt beim ESC.

"Finally, twelve points go to ...", ein Satz, auf den nun seit 45 Jahren die ESC-Fans bei der Punktevergabe warten. Den besten teilnehmenden Act mit zwölf Punkten auszuzeichnen war eine Neuerung zum ESC 1975 in Stockholm. Vorher wurde immer wieder anders abgestimmt und die erreichten Punktzahlen waren kaum vergleichbar. Die ersten zwölf Punkte vergaben die Niederlande an Sängerin Géraldine, die für Luxemburg startete. Erst mit dem ESC 2016, erneut in Stockholm, wurde das Votingverfahren wieder geändert. Seitdem vergibt jedes Land zweimal zwölf Punkte - einmal die Jury und einmal die Zuschauer.

Vor 50 Jahren: Postcards laufen vor den Acts

Kleine Filmchen vor den Acts, die das Austragungsland oder einen Künstler vorstellen, gab es erstmals in Amsterdam 1970. In den Jahren zuvor wurde zwischen den Acts meistens das wartende Publikum gefilmt, während ein Moderator den nächsten Künstler angekündigte. Die erste sogenannte Postcard bekam die niederländische Gruppe The Hearts Of Soul. Die Zuschauer sahen das Schwesterntrio auf einem Tagestrip in der Stadt. Eingeführt wurden die Postcards aber nicht, um wie heute die Zeit für Bühnenaufbauten zu nutzen. Stattdessen wollte man Zeit strecken, denn der ESC 1970 hatte vier Teilnehmer weniger als die Ausgabe von 1969. Die Postcards sind heute ein wichtiger Teil der Show und stellen meistens den folgenden Act vor.

Vor 55 Jahren: Zum ersten Mal gewinnt ein Popsong

France Gall beim Grand Prix d'Eurovision 1965
1965 gewinnt zum ersten Mal keine Ballade den ESC - sondern "Poupée de cire, poupée de son" von France Gall.

Bis zum ESC 1965 in Neapel war der Song Contest eine sehr getragene Musikveranstaltung. Mit "Poupée de cire, poupée de son" von France Gall gewann erstmals ein schneller Titel. Der Text stammte von Serge Gainsbourg, schon damals berühmt-berüchtigt für versteckt frivole Liedzeilen. Auch in "Poupée de cire, poupée de son" ging es nur vordergründig um Spielzeugpuppen. Die zahlreichen sexuellen Anspielungen verstanden wahrscheinlich weder die meisten französischsprachigen Zuschauer noch die naive 17-jährige Sängerin selbst. Vielleicht machte genau das ihren Auftritt so unbeschwert und verhalf France Gall zum Sieg, der ihre Karriere ins Rollen bringen sollte. In den frühen 1970ern entschloss sie sich, dieses "dumme Lied" nicht mehr zu singen.

Vor 60 Jahren: Siw Malmkvist und Rudi Carrell

Auf den hinteren Plätzen des ESC 1960 in London tummelten sich drei Künstler, die später noch große Karrieren in Deutschland machen sollten. Auf dem zehnten Platz landete Siw Malmkvist, die mit "Alla andra får varann" für Schweden startete. Neun Jahre später sollte sie mit "Primaballerina" noch Platz acht für Deutschland holen. Der 25-jährige Rudi Carrell wurde für die Niederlande Vorletzter. Ab den 70er-Jahren sollte der Entertainer einige der bekanntesten Unterhaltungssendungen im deutschen Fernsehen moderieren. Auch den letztplatzierten Luxemburger Camillo Felgen kann man hierzulande kennen - er moderierte später 125 Folgen der Spielshow "Spiel ohne Grenzen".

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NDR Blue | ESC Update | 21.12.2019 | 19:05 Uhr

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