Stand: 17.05.2013 21:59 Uhr

Dänemark – wer sonst?

Emmelie de Forest © NDR Foto: Rolf Klatt
Die Dänin Emmelie de Forest wird auch von den Buchmachern favorisiert.

Man muss die Wetten ernstnehmen. Die, bei denen es um Geld geht. Auf Abstimmungen von Fans ist nicht viel zu geben: Dauernd lag in den vergangenen Wochen San Marino vorne – und dann scheidet die tapfere Valentina Monetta einfach sang- und klangvoll im zweiten Halbfinale aus. Aber die Betting Odds, wie es in der Fachsprache heißt, zu Deutsch Wettquote, vermitteln einige Indizien für das, was in der Nacht auf Sonntag die Wahrheit sein wird: Höchstwahrscheinlich wird Dänemarks Emmelie de Forest das Rennen machen. Ihr “Only Teardrops” nötigt selbst arrivierten Musikproduzenten wie Yann Peifer und Manuel Reuter von Cascada Respekt ab. Die Flöte zu Beginn, die Trommeln, die Fähigkeit der Chanteuse, das Kameraauge so zu treffen, dass es wie ein schmachtender Hilferuf aussieht – das alles ist handwerklich sehr, sehr gut gemacht. Gewänne sie, wäre es das rundeste, das perfekte Lied des Abends – aus handwerklicher Sicht.

 Nun aber zu den gefühlten Temperaturen, falls ich das mal so sagen darf: Ginge es allein nach mir, würde ich Anouk (Niederlande), ByeAlex (Ungarn), Eythor Ingi (Island), Natalie Horler (Deutschland) und Gianluca Bezzina (Malta) vorne sehen. Mit der Niederländerin als Triumphatorin des Abends. Irgendwo knapp dahinter Italien, Dänemark, Schweden, Norwegen und Russland. Auf den letzten Plätzen hätte ich gern Armenien, Georgien und Rumänien.

Womit ich auf die Unwägbarkeit des Finales schlechthin kommen möchte. Cezar aus Rumänien ist ja im Finale – womit ich nicht gerechnet hatte. Vielleicht weil ich nicht viel übrig habe für kastratenhaftes Gesäusel und Gesummsel. Aber Lordi hatte ich 2006 auch nicht auf dem Zettel – und hinterher sagten alle, wie sehr sie das geahnt hätten. Nein, hatten sie nicht. Ich nicht, die anderen ebenso wenig. Aber Cezar? Könnte sein “It’s My Life” die Eurovisionsanalogie zu “I Will Survive” sein? Und der transsilvanische Divo eine Art Gloria Gaynor Europas? Keine Ahnung, natürlich.

Aber bedenkt man, dass 99 Prozent aller Zuschauer, die das Grand Final des ESC sehen, dessen Lieder nie zuvor hörten, und wenn man beachtet, dass dieses Publikum gern dem Bizarren und dem Schrägen, ja, dem Entäußernden die Gunst schenkt: Na, dann steht einem ersten Sieg Rumäniens nichts im Wege.

Und die letzten Plätze? Ich möchte meinen: Frankreich und Spanien. Beide Acts wären, hätte man sie nicht automatisch ins Finale gehievt, in den Semis verendet. Und auf den weiteren der miesen Ränge? Bestimmt Belgien, Litauen und Weißrussland.

Also hier die Top 10 (wie erwähnt: nicht immer meine liebsten Lieder):

1. Dänemark
2. Niederlande
3. Russland
4. Deutschland
5. Ukraine
6. Griechenland
7. Rumänien
8. Island
9. Norwegen
10. Großbritannien

Ich werde mich garantiert irgendwie irren. Mehr oder weniger. Es wird wie immer – spannend.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 18.05.2013 | 21:00 Uhr