Stand: 03.06.2013 15:55 Uhr

Schweden unpopulär

Robin Stjernberg auf der Bühne beim ESC 2013. © NDR Foto: Rolf Klatt
Er bekam zwölf Punkte von der deutschen Jury: Der Schwede Robin Stjernberg.

Man könnte mit dem früheren ESC-Aspiranten Eric Saade, der für Schweden in Düsseldorf 2011 sein Glück mit allen Mätzchen suchte (überheizte Tanznummer mit Glaskäfig und so weiter, die “Popular” hieß) frotzeln: Nein, “popular” war sein Landsmann Robin Stjernberg 2013 in Malmö insgesamt beim deutschen Publikum wirklich nicht. Wie die aktuelle Veröffentlichung der deutschen Juryergebnisse zeigt, bekam der junge Mann aus Hässleholm für sein “You” die volle Begeisterungswelle der Jury verpasst. Zwölf Punkte - mehr ging nicht bei Bendzko, Silbereisen, Süggeler, Jurypräsidentin Lena Meyer-Landrut und Niemczyk vom Pop-Duo Glasperlenspiel.

Dass aber Schweden von Deutschland (Jury- mit dem Televotingresultat zusammen gerechnet) schließlich lediglich drei Zähler erhielt und nur auf dem achten Gesamtplatz landete, deutet sehr stark darauf hin: Robin Stjernberg hat es nichts genützt, auf der Deutschen ESC-Party in Malmö als einziger der ESC-Rivalen neben Cascada aufgetreten zu sein - das Publikum hat ihn überhört und wohl ins hintere Mittelfeld gewertet. Insofern ist es kein Wunder, dass das bezaubernde “Kedvesem” des Ungarn ByeAlex die “douze points, twelve points” von der Reeperbahn erhielt - denn er bekam schon die Sympathien der Jury (mit zehn Punkten), was ihm zusammen mit dem Urteil des telefonierenden Publikums die ersten zwölf Zähler aus Deutschland für Ungarn eintrug.

Bei den Anrufenden sind auch noch andere Acts in die Punkteränge gewertet worden – sonst hätten es die Griechen mit dem Ska nicht auf den fünften Gesamtplatz gebracht: Die Jury sah diesen Act nämlich nur auf dem elften Rang. Russlands Dina Garipova war den Fachexperten auch eher nicht das dicke Ding - die zwei Punkte, die ihr “What If” erhielt, hat sie womöglich der deutschen Liebe zu disneyhaften Balladen und den russischen Einwanderern zu verdanken. Finnlands wirklich sehr pinkes Heiratslied der Lesben muss in der Jury ein sympathisierendes Jauchzen ausgelöst haben: Die Jury-Mitglieder sahen sie am sechstbesten. Insgesamt bekam Krista Siegfrids aber nur einen Punkt. Wollte die queere Community in Deutschland sich mit der munteren Frauentruppe aus Helsinki nicht blanko solidarisieren?

Die Televoter sahen Belgien und Armenien keineswegs – anders als die Jury – in den Top Ten. Die Gunst der Jury nütze ihnen deshalb auch nichts. Auf gleichem Level wurden Island, Norwegen und Aserbaidschan gesehen. Dänemark könnte im Übrigen das Televoting gewonnen haben: Trotz der nur sechs Punkte der Jury schaffte es Emmelie de Forest im gemischten Ergebnis auf den zweiten Rang  und bekam zehn Zähler aus Hamburg. Auffällig ist weniger, dass sich Litauen auf dem 25. und letzten Platz bei den Juroren und Jurorinnen wiederfand, nicht, dass Weißrussland und Spanien kaum guten Eindruck hinterließen, sondern dass Marco Mengoni aus Italien auch bei den professionellen Wertern erst auf dem 13. Platz eingeordnet wurden. Ohne selbst urteilen zu wollen, aber hatten die denn gar kein Herz für diesen klassischen Italoschmelz?

Schließlich ein multikultureller Aspekt noch: Wer Ende der Neunziger dachte, landessprachlich Vortragenes werde bestraft, Englisch müsse es sein, wird in diesem Jahr durch ByeAlex praktisch eines Besseren belehrt. “Kedvesem” ist das erste original ungarische Lied, dass es wenigstens in die unteren Bereiche der deutschen, schweizerischen, österreichischen und niederländischen Charts geschafft hat. Wahrscheinlich liegt der Grund darin: Das Exotische dieser Sprache machte diesen Act besonders.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 18.05.2013 | 21:00 Uhr