ESC-Favoriten: Das Orakel von Kiew

Google, Wettbüro oder die gute alte Kristallkugel: Welche Prognose wird stimmen?
Abgesehen von den Shows: Das Schönste am Eurovision Song Contest ist doch das Diskutieren und Orakeln im Vorfeld. Ob als Besucher in Kiew, daheim vor dem Computer oder bei uns ins der Redaktion. Aus Fans werden Experten und aus Experten Fans. Und jeder weiß natürlich ganz genau Bescheid. Das Beste daran: Über Geschmack lässt sich so herrlich streiten. Wer wird am Ende die ESC-Trophäe in sein Land tragen? Das ist die zentrale Frage, die in diesen Tagen nicht nur euch, sondern auch uns beinahe rund um die Uhr beschäftigt. Wer bisher noch im eurovisionsleeren Raum schwebte, kann sich hier sicher ein paar Tipps holen, auf welche Pferde man setzen sollte. Natürlich haben die Experten von eurovision.de wieder gemeinsam ihre Tipps für das Finale abgegeben.
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Online-Teamchef Jürgen Werwinski war überzeugt, dass Portugal als Sieger aus dem Finale hervorgeht und lag damit goldrichtig.
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"Gänsehaut oder Mainstream, Herz oder gute Laune, Portugal oder Italien, das ist die entscheidende Frage beim ESC-Finale. Ich glaube an Salvador Sobral, sein leises, mit Saudade vorgetragenes Liebeslied bringt eine verstörende Stille in die Halle und auch ins sonst so betriebsame Pressezentrum."
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"User schreiben, sie seien zu Tränen gerührt. Sein Lied 'Amor Pelos Dois' (Liebe für zwei) sticht aus den netten, mainstreamigen Beiträgen - mit Ausnahme von Ungarn - heraus, es berührt jeden, der es hört. Salvador wird die Zuschauer in seinen Bann ziehen und dann wird es still um Italien werden", sagte Jürgen zutreffend voraus.
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ESC-Experte Jan Feddersen ist immer gut für eine klare Meinung. Er war sich sicher, dass Belgien das Rennen macht und lag leider daneben - nur Platz vier für das Benelux-Land.
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"Blanche wird gegen alle Wahrscheinlichkeit gewinnen: Ihr Lied 'City-Lights' ist die wahre Antithese zu allen übergut gelaunten Beiträgen beim ESC in Kiew - und sie unterstreicht ihre fröstelnden Gefühle zu Metropolen durch eine Frisur, die dem Coiffeur-Handwerk spottet."
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"Das wäre in der ESC-Geschichte ein neuer Coolness-Höhepunkt. Belgien - das ist das europäischste Land unseres Kontinents, es möge endlich wieder einen Sieg erringen, zum Dank", erklärte Jan.
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NDR 2 Redakteur Thomas Mohr gehört auch zu unserem Expertenteam in Sachen ESC. Für ihn war Bulgarien der große Favorit im ESC-Finale. Damit lag er nur knapp daneben, denn Kristian Kostov landete auf dem zweiten Platz.
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"Ein Gewinner, der in diesem Jahrtausend geboren ist, das wäre doch was. Obwohl erst 17 Jahre alt, merkt man Kristian Kostov an, dass er seit einigen Jahren im Showbiz arbeitet. Auf der ESC-Bühne wirkt er komplett gelassen."
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"Nahezu unfassbar, wie aus einem dünnen Jungen eine so mächtige Stimme kommt. Der Song ist sehr ordentlich. Die Bühne cool gestylt. Der Startplatz ist perfekt. Er gewinnt, weil er in Moskau geboren ist und in Russland als Star behandelt wird. Wer sonst sollte die Stimmen aus den ehemaligen Sowjetrepubliken einsammeln, wo Russland nicht dabei ist", prophezeite Thomas.
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Mairena Schuster ist seit Jahren fester Bestandteil des ESC-Teams. Als Autorin unserer Video-Produktionen gewann sie bisher fast immer bei den internen Tipprunden. Sie tippte auf Australien als Favorit für das ESC-Finale - leider daneben. Es wurde nur Platz neun.
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"Für mich ist Portugal die Nummer eins, aber zwischen den ganzen klassischen Windmaschinen-Balladen verbirgt sich eine echte Perle. Der 17-jährige Australier Isaiah singt mit 'Don't Come Easy' eine Komposition, die nicht besser zu ihm passen könnte. Denn nichts fliegt einem zu und genau das kaufe ich dem jungen Australier, der unter einfachsten Verhältnissen in einer Großfamilie mit elf Kindern aufwuchs, ab. Der Song hat einen großartigen Aufbau, beginnt langsam und explodiert zum Ende hin. Dabei lässt er seine Stimme, wie sein großes Vorbild Mariah Carey, durch die verschiedenen Oktaven springen."
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"Ein wirklicher Gänsehaut-Moment ist, wenn Pyroregen, Kamerafahrt und Isaiahs Stimme den Höhepunkt erreichen. Beim ersten Semifinale verpatzte er ausgerechnet diesen Moment, denn Nervosität war schon immer sein Problem, wie auch seine Blackouts bei "X Factor" zeigten. Doch er gewann die Show und auch beim Semifinale verziehen die Zuschauer ihm den kleinen stimmlichen Fehltritt. Wenn Isaiah diesmal alle Töne trifft und er wie beim Semifinale am Schluss genauso erleichtert in die Kamera lächelt, steht dem Sieg nichts mehr im Wege", fieberte Mairena dem Auftritt des Australiers entgegen.
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Sofia Tchernomordik ist Volontärin. Sie schaut schon seit vielen Jahren den ESC, ist aber in diesem Jahr erstmals live dabei. Sie tippte auf einen Sieg für Italien. Trotzt der Favoritenrolle wurde es für Francesco Gabbani am Ende nur Platz sechs.
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"Der Song, die Performance, die Stimmung - Achtung, lustig - sind 'affengeil'. Francesco Gabbani liefert eine großartige Show. Und ist dabei fest auf dem Boden geblieben."
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"Einmal, als er sich unbeobachtet gefühlt hat, ging er pfeifend durch das Hotel. Er genießt das Leben, ist immer höflich und macht 'tierisch' Stimmung. Ich weiß nicht, was er singt, aber ich glaube ihm jedes Wort. Er wird gewinnen", sagte Sofia voraus.
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Unsere Moderatorin Alina Stiegler hat schon in den ESC-Songcheck-Sendungen mit ihren Gästen alle Titel genau unter die Lupe genommen - sie kennt sich also bestens aus. Sie sah Weißrussland zumindest als "Gewinner der Herzen". Mit Platz 17 landeten die Weißrussen doch etwas weiter hinten.
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"Obwohl ich mir sicher bin, dass Italien - völlig verdient - gewinnen wird und Portugal die Herzen berührt, möchte ich die Chance nutzen und auf eine andere tolle Leistung aufmerksam machen, die am Samstag wohl eher untergehen wird. Aber jetzt möchte ich mal daran glauben, dass beim ESC alles möglich ist: Weißrussland macht mich einfach glücklich!"
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"Ich verstehe zwar kein Wort, aber ich fühle, was uns Ksienija und Arciom sagen wollen. Sie besingen das Leben und laden uns ein, ihre Lebensfreude zu teilen. Wie glücklich sie dabei wirken, rührt mich sehr. So ein toller Song, dazu noch in Landessprache, hat es eben auch mal verdient, vom Sieg träumen zu dürfen", so Alinas Plädoyer für Weißrussland.
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Seit 2012 gehört Stefan Spiegel zum ESC-Team. Er produziert für eurovision.de und das NDR Fernsehen - und ist als rasender Reporter unterwegs. Jetzt war er auch bei den Expertentipps dabei. Er hoffte, dass Frankreich auf dem Siegertreppchen stehen könnte. Es wurde leider nur Platz zwölf.
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"Ja, die Favoriten sind andere, daher von mir ein Außenseiter-Tipp: Alma aus Frankreich. Das ist guter französischer Pop, schön gesungen und atemberaubend vor dem nächtlichen Paris inszeniert."
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"Der aparte, zurückhaltende Eindruck von Alma ist eine Wohltat und Songwriter Nazem Khaled hat schon vergangenes Jahr mit 'J'ai cherché' bewiesen, dass seine Songs Punkte abräumen", schwärmte Stefan.
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Musikwissenschaftler Irving Wolther war sich sicher, dass Ungarn zu den ganz heißen Favoriten zählt. Mit Platz acht lag er gar nicht so schlecht.
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"Streng genommen ist Joci Pápai schon jetzt der große Gewinner des ESC 2017. Als erstem Roma ist es ihm gelungen, sich für das Grand Final zu qualifizieren. Ungarn ist stolz auf ihn. Sein Song 'Origo' handelt von den Vorurteilen und Anfeindungen, denen Joci zeit seines Lebens ausgesetzt war."
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"Damit hat er die ungarische Öffentlichkeit für die Situation der Roma sensibilisiert. Als einer von wenigen Künstlern, die in diesem Jahr in Landessprache singen, steht er wie kein anderer für den Slogan 'Celebrate Diversity'. Sein Erfolg macht vielen Roma Hoffnung und Mut - sein Sieg wäre auch für den ESC eine Bereicherung", so Irving.
Googles "The Eurosearch Contest": Portugal gewinnt
Google News Lab hat in diesem Jahr eine umfangreiche und detailgenaue Aufbereitung der Suchanfragen entwickelt und sich gefragt: Was wäre, wenn Google-Suchanfragen zu ESC-Punkten umgewandelt würden? Laut Analyse des Projekts "The Eurosearch Contest" gewinnt Salvador Sobral aus Portugal mit 428 Punkten den diesjährigen ESC. Auf Platz 2 folgt deutlich abgeschlagen Australiens Isaiah mit 298 Punkten und auf Platz 3 Blanche aus Belgien mit 240 Punkten. Der hoch favorisierte Italiener Francesco Gabbani landet demzufolge mit 159 Punkten auf Platz 7. Die deutsche Kandidatin Levina würde den 16. Platz erreichen. Gewinner Sobral erhält laut dieser Prognose übrigens auch aus Deutschland zwölf Punkte. Die Analyse wurde am 12. Mai, also einem Tag vor dem Finale, erstellt und umfasst Suchanfragen der vergangenen sieben Tage. Außerdem bietet Google ein Echzeit-Ranking an, dass das weltweite Suchinteresse zu allen ESC-Kandidaten darstellt.
Italien in den Wettbüros vorn

Steht bei den Buchmachern auf Platz eins: der Italiener Francesco Gabbani.
Lag Deutschland bei den Buchmachern noch im Februar gemeinsam mit Ländern wie Albanien, Spanien und Malta abgeschlagen auf dem letzten Platz, ist "Perfect Life" von Levina in den Wetten mittlerweile auf Platz 16 aufgerückt. Offenbar hat sich Levinas überzeugende Leistung in den Proben auch auf die Wettquoten ausgewirkt. Gleiches gilt für Salvador Sobral aus Portugal und seinen Song "Amar Pelos Dois", der sich nach seiner Finalqualifikation im ersten Halbfinale auf Platz 2 der Buchmacher dicht an den Favoriten Francesco Gabbani aus Italien herangepirscht hat. Kurz nach der portugiesischen Vorentscheidung Anfang März lag er noch auf Platz 7. Auch die Belgierin Blanche hat sich - nachdem sie aufgrund ihrer Probenleistungen in den Wetten dramatisch abgestürzt war - wieder gefangen und liegt augenblicklich auf dem 4. Rang hinter dem Bulgaren Kristian Kostov.
Statistisch sagen die Wettquoten übrigens nichts über die Platzierungen 2 bis 25 aus, denn gewettet wird nur auf den Sieg. Rang 16 für Levina bedeutet daher nicht, dass "Perfect Life" nach Meinung der Buchmacher auf Platz 16 landen wird, sondern dass es für 15 Songs wahrscheinlicher ist, dass sie am Samstagabend im Finale den Sieg davontragen - vor allem für "Occidentali’s Karma". Der italienische Beitrag steht seit Februar unangefochten auf Platz 1 der Buchmacher und ist für Zocker daher wenig attraktiv: Wer sein Geld auf Francesco Gabbani setzt, verdient bei einem Sieg Italiens höchstens ein paar Cent.
ESC-Songchecks: Italien vor Belgien und Frankreich
In unseren vier Songcheck-Sendungen haben in den vergangenen Wochen sowohl Nutzer als auch Studiogäste gemeinsam mit Moderatorin Alina Stiegler alle 42 Titel des diesjährigen Song Contests unter die Lupe genommen. Experten und die User im Web haben während der Livesendungen für alle Länder Punkte vergeben. Am Ende der Reihe gab es dann einen klaren Favoriten. Der Italiener Francesco Gabbani holte durchschnittlich 10,7 Punkte und führt das Gesamtranking an. Auf Platz 2 liegt Belgien und - anders als bei Google oder den Wettbüros - Alma aus Frankreich auf Platz 3.
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