Stand: 16.05.2013 12:20 Uhr

Traurige Eidgenossen

Takasa bei den Proben für den ESC in Malmö. © EBU Foto: Sander Hesterman
Werden Takasa ins Finale kommen? Jan Feddersen glaubt nicht dran.

Ich war gespannt: Wie wird es sein, wenn sechs Vertreter der schweizerischen Heilsarmee, die aber unter diesem Band-Namen nicht in Malmö auftreten dürfen, nun als “Takasa” auf der Bühne stehen? Wirkt es sich angenehm aus, dass ein 95-jähriger Mann mit dabei ist? Die Schweizer sind die ersten unter den 17 Acts, die mir einfallen, die es auf gar keinen Fall ins Finale schaffen. Dieses Lied ist schwer bedürftig an allem. Es sieht viel zu brav aus - zu nett, zu unwillig. Ebenfalls abreisen nach dem zweiten Semifinale darf Armenien - mangels musikalischer Substanz. Bulgariens Trommelethnogesang geht mehr auf die Nerven, als es ihnen nutzen wird. Schluss wird auch für sie sein! Israels Moran Mazor wird nach diesem Abend sagen können, dass es eine schöne Zeit in Malmö war, die dann aber auch vorbei sein wird. Das Gleiche gilt für die Albaner und Georgier: “Waterfall” scheint mir wie eine einfallslose Kopie von “Running Scared” - leider. Als siebten Act, der es nicht schafft, schätze ich Lettland ein – das ist gar nicht mal schlecht musiziert und performt, aber es verliert sich alles im Unentschiedenen. Und die Leute aus Riga sehen obendrein nicht besonders gut aus.

Und hier die zehn, die es packen werden: San Marinos Valentina Monetta - obwohl ihr Plusterkleid gegen sie spricht; Farid Mammadov aus Baku, der - es ist offenbar das Jahr der jungen Männer, siehe Belgien, Litauen und Irland beim ersten Halbfinale - diesen gewissen Unschuldigkeitsappeal gut verkauft. Islands Eypor Ingi ist mein Tipp für das Finale - er kann ein Lied perfekt bis zur letzten Sekunde entwickeln. Malta ist mehr als okay - endlich mal nichts hymnenhaftes, sondern was modernes aus La Valetta. Finnlands Mädchen-Plädoyer für die Liebe und die Heirat von zwei Frauen ist viel zu laut, aber die Chanteusen in wirklich zu knalligen Outfits lassen kein Klischee aus. Was nicht gegen sie spricht!

Mazedoniens Nummer mit Esma Redzepova wird in ganz Europa die Stimmen von migrierten Roma mobilisieren - keine Frage, dass dieser Act durchkommt. Es wäre dann der einzige, der es aus den postjugoslawischen Ländern schaffen wird. Griechenland gibt das perfekte Lied zur Krise: mit einem Plädoyer für Gratisausschank von Alkohol. Ungarns ByeAlex ist mein Dark Horse: Neben der Niederländerin hat er das lakonischste Lied dieses ESC – was monoton scheint, ist magisch. Norwegens Margaret Berger im weißen Tankwartinnenanzug kommt auch ins Finale – und auch der Rumäne Cezar, der sich als Countertenor gefällt. Nicht nur, dass das Lied besonders okay wäre. Es ist so schrill, weil gefühlt über zehn Oktaven, dass es schon wieder gut ist.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 18.05.2013 | 21:00 Uhr