Soulröhre gewinnt den Junior ESC für Malta
Der 13. Junior ESC bot auf, was die Musikwelt zu bieten hat: Vom klassischen Soprangesang der Irin Aimee Banks über eine gekonnte Rock 'n Roll-Einlage aus Armenien bis zu einem afrikanisch angehauchten Song aus Albanien. Am Ende setzte sich in der Armeec Arena in Sofia aber das energiegeladene "Not My Soul" von Destiny Chukunyere durch. Die Bühne schien der Malteserin so vertraut wie ihr eigenes Kinderzimmer. Sie fegte über eine kreischend-bunt beleuchtete Bühne und beeindruckte mit einer voluminösen Soul-Stimme. Die 13-Jährige ging mit den besten Referenzen in den Wettbewerb: 2013 sahnte sie den ersten Platz beim Sanremo-Junior-Festival ab und 2014 holte sie den Sieg beim internationalen Asterisks Festival in Mazedonien. Dass sie nun auch den Siegerpokal des Junior ESC zu den Auszeichnungen stellen kann, ist nur gerechtfertigt.
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Die 13-jährige Destiny Chukunyere singt alle an die Wand. Mit "Not My Soul" gewinnt sie den Junior ESC 2015 in Sofia.
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Die Show in Sofia beginnt mit Serbien. Lena Stamenković vertritt in einem langen roten Kleid ihr Land mit "Lenina pesma". Das beschert ihr am Ende Platz 7.
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Vier kleine Wirbelwinde sind The Virus aus Georgien. Mit "Gabede" landen sie beim JESC 2015 auf dem zehnten Platz.
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Einem Engel gleich steht Lina Kuduzović aus Slowenien auf der Bühne in Sofia. Die Zuschauer sind von ihrem Titel "Prva ljubezen" begeistert. Das bringt ihr den dritten Platz ein.
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Die Zwillinge Chiara und Martina aus Italien hatten nicht so viel Glück wie ihr Vorgänger Vincenzo Cantiello, der den Junior ESC im letzten Jahr gewonnen hat. Die beiden landeten mit "Viva" auf dem vorletzten Platz.
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Shalisa aus den Niederlanden mit Hut am Klavier. "Million Lights" heißt ihr Titel, viele Punkte hat sie dafür nicht bekommen. Am Ende reicht es nur für Platz 15.
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Premiere für Australien beim Junior ESC. Bella Paige schafft mit "My Girls" einen soliden achten Platz.
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Auch Irland ist in diesem Jahr zum ersten Mal dabei. Die Sopranistin Aimee Banks vertritt die grüne Insel mit "Réalta na mara (Star of the Sea)". Sie hatte sich sicher mehr erhofft als den zwölften Platz.
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Erst zwölf Jahre und schon gekleidet wie ein Großer. Mikhail Smirnov holt für Russland mit "Mechta" Platz 6.
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Ivana Petkovska und Magdalena Aleksovska könnten als Zwillinge durchgehen. Ihr selbstgeschriebener Song "Pletenka" überzeugt das Publikum nicht. Mazedonien (FYR) landet auf dem letzten Platz.
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Für Ruslan Aslanov aus Weißrussland verläuft der Abend erfolgreich: Seine schöne dunkle Stimme bringt ihn auf Platz 4.
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Mika aus Armenien hat eine klare Botschaft: "Love" heißt sein Song und das Publikum liebt ihn. Am Ende der Show liefert er sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen mit Destiny Chukunyere aus Malta. Er hat das Nachsehen und landet auf Platz 2.
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Anna Trincher aus der Ukraine hat das elfenhafteste Kleid des Abends. Mit "Pochny z sebe" schafft sie es auf Platz 11.
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Die beiden haben wirklich schon die Gesten der ganz Großen drauf: Gabriela Yordanova und Ivan Stoyanov. Die beiden Teilnehmer aus dem Gastgeberland Bulgarien bescheren ihrer Heimat am Ende den neunten Platz.
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Die gebürtige Russin Kamilla Ismailova tritt für San Marino an. Ihr Kleid erinnert an das von Aliona Moon aus Moldau beim ESC 2013. Trotz der Pracht kommt sie nicht über Platz 14 hinaus.
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Mishela Rapo aus Albanien hat das lustigste Kleid des Abends. Aufgedruckte Landschaft und blaue Wolken, dazu viele Noten, die durch die Luft schweben. Mit ihrem Song "Dambaje" singt sie ihre Heimat auf Platz 5.
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An ihr Vorbild Måns Zelmerlöw schafft es Jana Mirković aus Montenegro nicht heraus. "Oluja" wählen die Zuschauer nur auf Platz 13.
Der Sieger wird genauso wie beim normalen ESC zu 50 Prozent vom Publikum und zu 50 Prozent von der Jury gewählt. Allerdings müssen alle Künstler in ihrer Landessprache singen - englische Einsprengsel sind aber erlaubt. Auch wenn Destiny Chukunyere gleich bei den ersten drei Wertungen die Höchstpunktzahl Zwölf erhielt, machte ihr der Armenier Mika mit seiner Rock 'n Roll-Nummer "Love" im Verlauf der Punktewertung den ersten Platz fast streitig. Doch letztlich reichte es mit 185 Punkten und damit 9 Punkten Vorsprung vor dem Zweitplatzierten für den Sieg.
Schmalztolle en vogue
Der 12-Jährige Mika und seine drei Backgroundsängerinnen zeigten eine perfekt einstudierte Inszenierung mit wilden Tanzeinlagen in pinken Outfits. Mit seiner Schmalztolle lag der Nachwuchssänger voll im Trend. Auch der Sänger der Gruppe "The Virus" aus Georgien trug eine ähnliche Frisur. Er trat ebenfalls als cooler Rocker auf und wurde von drei Mädchen begleitet. Ein Garant für vordere Plätze war das Haarstyling allerdings nicht: Bei den Georgiern reichte es mit dem Song "Gabede" nur für den zehnten Platz. Ruslan Aslanov aus Weißrussland reihte sich ebenfalls in die "Tollenträger" ein und landete mit der gut gesungenen Ballade "Volshebstvo" auf Rang vier. Der Bulgare Ivan Stoyanov, der zusammen mit Gabriela Yordanova antrat, erschien mit unauffälliger Frisur. Das Gastgeber-Duo erreichte mit "Colour of Hope" den neunten Platz. Und damit sind die Jungs des Wettbewerbs auch schon fast aufgezählt. Bis auf den Russen Mikhaiil Smirnov wurden alle weiteren zwölf Acts von Mädchen bestritten.
Auf die Dramatik-Tube gedrückt
Bei den weiblichen Teilnehmerinnen beeindruckte das Outfit von Kamilla Ismailova, die für San Marion antrat. Die Elfjährige stand in einem Kleid auf der Bühne, dessen Rock locker drei Meter lang war. Vielen ESC-Fans kam das sicher bekannt vor, denn Aliona Moon aus Moldau trug beim ESC 2013 in Malmö ein ganz ähnliches Outfit. Wie der Name schon verrät, ist Kamilla Ismailova Russin - der Zwergstaat San Marino scheint in den eigenen Reihen keine geeignete Sängerin gefunden zu haben. Die Elfjährige performte ihre Ballade "Mirror" mit großen Gesten, die sie sich sicherlich bei ihren erwachsenen musikalischen Vorbildern abgeguckt hat - mit den Tönen hatte sie aber so ihre Schwierigkeiten.
Auch Lena Stamenković aus Serbien drückte bei der Performance ihrer Ballade sehr auf die Dramatik-Tube. Die Elfjährige hatte die schwere Aufgabe, den Wettbewerb zu eröffnen. Am Ende sprang der siebte Platz für "Lenina pesma" heraus. Auch musikalisch erinnerte manches an Popstars aus der Erwachsenenwelt. Der Beitrag der Australierin Bella Paige klang ähnlich wie "This Girl Is On Fire" von Alicia Keys und auch der Siegersong der Malteserin erinnerte an "Fuck You" von CeeLo Green. Aber beim ESC der Großen ist es ja nicht anders - auch dort kommen immer wieder Plagiats-Diskussionen auf. Australien war übrigens zum ersten Mal dabei. Genau wie beim diesjährigen ESC in Wien, bei dem Guy Sebastian aus Down Under den fünften Platz machte.
Auch Irland debütierte beim Junior ESC: Aimee Banks wurden im Vorfeld des Wettbewerbs große Chancen eingeräumt - nicht zuletzt, weil sie demnächst in der berühmten New Yorker Carnegie Hall auftritt. Doch das Lampenfieber scheint zu groß gewesen zu sein. Genauso wie das Boot auf tosender See, das im Bühnenhintergrund zu sehen war, geriet ihre hohe Sopranstimme bedrohlich ins Wanken. Letztlich lief Aimee Banks mit "Réalta na Mara" auf Platz zwölf ein.
Trotz mancher Unsicherheiten haben alle 17 Künstler eine super Show geliefert - und die Selbstsicherheit vor 15.000 Zuschauern in der Halle und vielen Tausend Menschen an den Bildschirmen aufzutreten, muss man erstmal aufbringen.
Der Junior-ESC war unterhaltsam und sehr professionell gemacht. Vielleicht kann der positive Eindruck jetzt die deutschen Verantwortlichen dazu bewegen, im nächsten Jahr mit von der Partie zu sein. Frank-Dieter Freiling, Chairman der Reference Group, sagte im Vorfeld des Wettbewerbs: "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Deutschland - und weitere westeuropäische Länder - sich dem Junior ESC anschließen."
