Stand: 04.05.2016 11:22 Uhr

Zoë: "Meine Mutter wurde mit der Bardot verglichen"

Die Künstlerin Zoë aus Österreich im Gespräch mit Irving Wolther © NDR Foto: Patricia Batlle
"Alles um mich herum inspiriert mich, jeder Moment", erzählt die 19-jährige Zoë im Interview.

Spätestens seit ihrem Auftritt in Amsterdam bei Eurovision in Concert gilt die 19-jährige Zoë bei vielen Fans als Favoritin der Herzen. Mit ihrem zuckersüßen Pop-Chanson "Loin d'ici" begeisterte sie das Publikum in Österreich so sehr, dass selbst die skeptische Fachjury den Sieg des französischsprachigen Ohrwurms nicht verhindern konnte. Ein Gespräch mit ihr vor ihrer ersten Probe in Stockholm.

Zoë, in deinem Song wirkst du sehr unschuldig, fast mädchenhaft. Unsere Moderatorin Alina Stiegler hat dich dagegen im Songcheck mit der jungen Brigitte Bardot verglichen. Wie viel Femme fatale steckt denn in dir?

Zoë: (lacht) Ich sehe meiner Mutter sehr, sehr ähnlich. Sie ist größer als ich und hat auch früher als Model gearbeitet. Sie wurde früher sehr oft mit Brigitte Bardot verglichen, deswegen war ich sozusagen schon vorgewarnt. Ich bin jetzt nicht sooo sexy … (lacht). Aber jeder von uns hat natürlich verschiedene Seiten. Es gibt eine naive, junge Seite an mir, vielleicht aber auch schon eine kleine Femme fatale. Ich bin ja noch nicht ganz Frau, aber nicht mehr ganz Mädchen.

Und das macht dich so unwiderstehlich?

Zoë: Ich hoffe nicht, dass es nur das ist, denn irgendwann werde ich wahrscheinlich wirklich zur Frau … (lacht). Vielleicht ist es, dass man mir einfach anmerkt, wie viel Spaß mir das Ganze hier macht und wie sehr ich es genieße.

In Amsterdam sang plötzlich ein ganzer Saal voller Menschen, von denen die wenigsten Französisch sprechen, plötzlich "dans un pays loin d'ici", also sozusagen im Delirium. Wie hast du das geschafft?

Zoë: Ich weiß es nicht. Als ich auf der Bühne stand, war ich völlig durcheinander. Ich dachte, etwas ist mit dem Playback nicht in Ordnung, weil ich so viele Stimmen hörte, die das Lied im Hintergrund sangen. Aber dann sah ich die Leute mitsingen und das hat mir so viel Kraft gegeben. Ich war von dieser positiven Energie völlig überwältigt.

Songcheck
Zoë © ORF, fotolia Foto: Milenko Badzic, Mindwalker
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Du singst ja nicht nur für den ESC auf Französisch, sondern hast auch sonst eine große Affinität zu Frankreich. Du bist sogar auf ein französisches Gymnasium gegangen. Wie kam es dazu?

Zoë: Mein Vater ist ebenfalls auf diese Schule gegangen, weil meine Großeltern ihn dorthin geschickt haben. Es ist eine wirklich tolle Schule, und es ist eine schöne Sache, mit mehreren Sprachen aufzuwachsen. Es tut mir auch jetzt wahnsinnig gut und ich bin sehr froh, dort gewesen zu sein.

Wie viel französische Kultur lebst du denn im Alltag? Jeden Morgen Baguette und Café au lait?

Zoë: (lacht) Naja, das Französische ist ja schon durch meine Musik gegeben. Meine beste Freundin ist Französin, ich bin also immer wieder in Kontakt mit Frankreich und der französischen Kultur. Meine Großeltern leben in Paris, da bin ich oft zu Besuch. Und da gibt's natürlich Baguette und Rotwein und alles, was das Herz begehrt. Ich bin also noch immer sehr eng verbunden mit der französischen Kultur, auch wenn ich die Sprache momentan weniger spreche als singe.

Du besingst in deinem Lied eine ideale Welt in einem Land weit fort von hier. Wie sieht dieses Land in deiner Vorstellung aus?

Zoë: Das ist genau das, was ich an "Loin d'ci" so gerne habe: Dass sich bei dem Lied wirklich jeder sein eigenes Paradies vorstellen kann. Für mich ist dieses Paradies, auf der Bühne zu stehen und das Gefühl und die Energie dort zu spüren. Natürlich habe ich dieses Gefühl nicht nur auf der Bühne, aber ich darf es in letzter Zeit dort immer häufiger erleben.

Was hat dich denn gerade zu diesem Song inspiriert?

Zoë: Alles um mich herum inspiriert mich, jeder Moment. Ich denke nicht darüber nach, es passiert einfach. Man ist unterwegs und sitzt mit Freunden zusammen, und auf einmal sprudeln die Ideen aus einem heraus. Und wenn man dann überlegt: Woher kommt denn diese Idee oder dieser kreativer Ansatz, dann muss man sich eingestehen, dass alles uns prägt, alles uns inspiriert - jeder Moment vom Morgen bis zum Abend. Ich habe keine Ahnung, woher genau es kommt, aber es passiert.

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Zoë lacht und streckt beide Arme aus. © eurovision.tv Foto: Andres Putting (EBU)

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Du bist die Einzige, die in diesem Jahr komplett auf Französisch singt. Wie findest du das, dass fast alle anderen auf Englisch singen?

Zoë: Früher haben ja alle Länder in ihrer Landessprache gesungen, das war sehr schön. Diese Tradition gibt es leider nicht mehr, weil viele auf Englisch umgeswitcht haben. Es gibt immer wieder diese Diskussionen, aber ich finde, der Künstler sollte sich in der Sprache ausdrücken, in der er sich am wohlsten fühlt, denn es geht ja immerhin darum, wie er den Song präsentiert. Deswegen finde ich es grundsätzlich richtig, ihm die Entscheidung zu überlassen, in welcher Sprache er singt. Allerdings fände ich es schön, wenn wir mal alle unsere kleine Tür öffnen und die Sprachen untereinander tauschen würden - der eine Spanisch, der andere vielleicht Italienisch - um das Motto des ESC "Come together" noch deutlicher zu machen. Dann wäre es nicht mehr länger ein Wettbewerb, sondern ein echtes Beisammensein nach dem Motto: Ich geb dir meine Sprache und du borgst mir deine.

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Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 14.05.2016 | 21:00 Uhr

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