Das Kalush Orchestra aus der Ukraine feiert im Greenroom in der Halle in Turin. © eurovision.tv/EBU Foto: Corinne Cumming

Krieg in der Ukraine: Wo wird der ESC 2023 stattfinden?

Stand: 15.05.2022 15:30 Uhr

Die Ukraine hat den Eurovision Song Contest 2022 gewonnen. Der Sieger richtet traditionell den Wettbewerb im nächsten Jahr aus. Wie realistisch ist ein Contest 2023 in einem Land, in dem das Kriegsrecht herrscht?

Noch in der Nacht gratulierte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dem Kalush Orchestra zum Sieg. Nach ihrem Song "Stefania" soll sogar ein Zug der ukrainischen Eisenbahn benannt werden. Sänger Oleh Psiuk sagte allerdings, es habe für die Band noch keine Gelegenheit gegeben, direkt mit dem Präsidenten zu sprechen.

Präsident Selenskyj möchte ESC 2023 in der Ukraine austragen

Wenn es nach Selenskyj geht, soll die Ukraine im nächsten Jahr Gastgeber des ESC 2023 sein.

"Unser Mut beeindruckt die Welt, unsere Musik erobert Europa! Im nächsten Jahr empfängt die Ukraine den Eurovision! Zum dritten Mal in unserer Geschichte." Wolodymyr Selenskyj über den Nachrichtendienst Telegram

Während es Finale am Samstagabend einen flehenden Hilferuf für das eingeschlossene Stahlwerk in Mariupol von Kalush Orchestra als politisches Symbol gab, schlägt Selenskyj im Nachhinein des Sieges deutlichere Töne an: "Ich bin überzeugt, dass unser siegreicher Akkord in der Schlacht mit dem Feind nicht mehr fern liegt ... Ruhm der Ukraine!", so Selenskyj. Ihm schwebt als Austragungsort "eines Tages" sogar Mariupol vor, das Teilnehmer und Gäste empfängt.

Timur Miroschnitschenko, Moderator des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, äußerte sich ähnlich. Bei ihm fiel die Begeisterung über den Sieg besonders emotional aus. Unter Freudentränen sagte er: "Wir siegen an der musikalischen Front, und wir siegen auch an dieser jenen."

VIDEO: ESC 2022: Der Siegerauftritt von Kalush Orchestra (3 Min)

Kriegsrecht in der Ukraine verbietet große Events

Allerdings ist unklar, ob die Ukraine wirklich den ESC im nächsten Jahr ausrichten kann. Da in dem Land zurzeit das Kriegsrecht herrscht, könnte es einen solchen Wettbewerb nicht durchführen. Großveranstaltungen sind in diesem besonderen Notfall verboten, zudem gelten zum Beispiel nächtliche Ausgangssperren. Darüber hinaus wäre auch die Sicherheit für alle teilnehmenden Länder wohl kaum zu gewährleisten. Im Kriegszustand wären russische Raketenangriffe jederzeit möglich - auch während des Wettbewerbs.

EBU will sich mit ukrainischem TV-Sender besprechen

Selbst wenn in naher Zukunft Frieden herrschen würde - ein Großevent wie der ESC braucht Planungssicherheit und damit eine frühzeitige Organisation. "Es ist offensichtlich, dass die Ausrichtung des Wettbewerbs im nächsten Jahr mit besonderen Herausforderungen verbunden ist", sagte Martin Österdahl, der Executive Supervisor des ESC, in einer Pressemitteilung der EBU. Zunächst aber gehen wohl die Planungen für einen Contest in der Ukraine mit dem TV-Sender UA:PBC los. Dabei würden alle Anforderungen und Verantwortlichkeiten besprochen.

ESC 2023 in Schweden, Spanien oder Großbritannien?

Sam Ryder (Großbritannien) läuft mit der Landesflagge über die Bühne in Turin. © eurovision.tv/EBU Foto: Corinne Cumming
Springt das zweitplatzierte Großbritannien ein, wenn die Ukraine als Sieger den ESC nicht ausrichten kann?

Wenn kein Eurovision Song Contest 2023 in der Ukraine möglich wäre, könnte ein anderes europäisches Land einspringen. Schweden hatte schon vor einigen Tagen angeboten, den ESC in Stockholm auszutragen. In der vergangenen Nacht kam außerdem ein Signal aus Spanien, eine Ausrichtung im kommenden Jahr ermöglichen zu wollen. Denkbar wäre wohl auch eine Veranstaltung in Großbritannien. Nach dem zweiten Platz von Sam Ryder scheint das nicht so abwegig.

Die Niederlande sprangen 1980 für Israel ein

Übrigens: Das letzte Mal, dass der Gewinner den Wettbewerb nicht ausgetragen hat, liegt lange zurück: 1980 sprang Den Haag für Israel ein, das 1979 nach 1978 erneut gewonnen hatte. Hierbei spielten allerdings finanzielle Gründe eine Rolle: Die Israeli Public Broadcasting Corporation hatte schlichtweg kein Geld, den ESC ein zweites Mal auszurichten.

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Moderator Mika steht vor einem großen roten Herz auf der Bühne in Turin. © eurovision.tv/EBU Foto: Sarah Louise Bennett

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Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 14.05.2021 | 21:00 Uhr

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