Salvador Sobral aus Portugal gewinnt den ESC 2017
The winner takes it all: Beim Finale des 62. Eurovision Song Contest 2017 in Kiew hat der Portugiese Salvador Sobral mit "Amar pelos dois" den Sieg ersungen. Bei der Punktevergabe lieferte sich Sobral mit seinen Kontrahenten auf den vorderen Rängen ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen. Auf dem zweiten Platz landete Kristian Kostov aus Bulgarien mit dem Titel "Beautiful Mess". Den dritten Platz belegte das SunStroke Project aus Moldau mit "Hey, Mamma!". 26 Länder waren im International Exhibition Centre (IEC) der ukrainischen Hauptstadt ins Rennen um den Sieg gegangen. Charmant moderiert wurde die aufwendige Show mit Laser-, Pyro- und Videoeffekten von Timur Miroshnychenko, Volodymyr Ostapchuk und Oleksandr Skichko.
Sieger Salvador Sobral singt "Amar pelos dois"
Salvador Sobral ist der strahlende Sieger des Eurovision Song Contest 2017. Mit dem melancholischen Jazz-Walzer "Amar pelos dois" gewinnt er den Titel für Portugal.
Sobral: "Ein Sieg der Musik"
Nach seinem Sieg rief Sobral dazu auf, wieder "Musik, die etwas bedeutet" anstatt oberflächlicher Musik zu machen. "Musik ist Gefühl", so Sobrals Botschaft. Sein Titelgewinn sei "ein Sieg der Musik". Obwohl sein Land das erste Mal beim ESC gewonnen habe, sehe er sich nicht als portugiesischer Nationalheld: "Es wäre etwas seltsam." Sobral dankte zudem seiner Schwester Luísa, die den Siegertitel für ihn geschrieben hatte.
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Favorit Italien setzt sich nicht durch

Francesco Gabbanis Tanz mit dem Affen in "Occidentali's Karma" bringt dem Italiener Platz sechs ein.
Die Buchmacher waren sich vor der Endrunde sicher, dass der Italiener Francesco Gabbani mit seinem Song "Occidentali's Karma" den Sieg holen würde. Er landete am Ende auf Platz sechs. Der Bulgare Kristian Kostov - ebenfalls einer der Favoriten - hatte vor dem Finale angekündigt, im Falle eines Sieges die ESC-Trophäe - ein gläsernes Mikrofon - zu zertrümmern. Unklar ist, ob dies als solidarischer Akt für seine Wahlheimat Russland zu verstehen sein sollte, deren Kandidatin Julia Samoylova nicht in die Ukraine einreisen durfte. Später ruderte der 17-Jährige zurück und sprach von einem "Witz". Kostov erreichte mit "Beautiful Mess" immerhin den zweiten Platz.
Levina landet auf vorletztem Platz

Trotz einer starken Leistung konnte Levina Jurys und Televoter mit "Perfect Life" nicht überzeugen.
Die deutsche Kandidatin Levina startete mit ihrem Titel "Perfect Life" von Platz 21. Obwohl die 26-Jährige, die in Berlin und London lebt, ihre rauchige Stimme voll auspegelte und barfuß einen mehr als soliden Auftritt hinlegte, reichte es am Ende nur für den vorletzten Rang. Nach zwei letzten Plätzen für Deutschland in den Jahren 2015 und 2016 ist das wieder keine gute Platzierung. Die Buchmacher sahen Levina vor dem Finale von Kiew im hinteren Mittelfeld. In einer Kategorie war die 1,81 Meter große Deutsche jedoch unschlagbar: Sie hat mit Abstand die längsten Beine aller Kandidatinnen des Wettbewerbs. Die Deutsche nahm die Platzierung sportlich: Sie sei zwar sehr traurig, bedanke sich aber bei Irland für die drei Punkte. "Und außerdem sind wir nicht Letzter geworden, sondern Vorletzter", so Levina weiter. Wenn das 25 Jahre so weiterginge, lande Deutschland auf Platz eins.
Big-Five-Länder für Finale gesetzt
Als Kandidatin eines Big-Five-Landes musste sich Levina nicht in einem der zwei Halbfinale für die Endrunde qualifizieren. Für das Finale gesetzt waren außerdem Frankreich (Alma - "Requiem"), Großbritannien (Lucie Jones - "Never Give Up On You"), Spanien (Manel Navarro - "Do It For Your Lover") und Italien (Francesco Gabbani - "Occidentali's Karma"). Die Big Five tragen die finanzielle Hauptlast des Wettbewerbs. Auch das Gastgeberland Ukraine (O.Torvald - "Time") durfte den Vorjahrestitel ohne Qualifikation direkt im Finale verteidigen - und landete auf Platz 24.
Ruslana und Jamala als Interval Acts

In einem gewagten Kettenhemd performte Ruslana ihren Song "It's Magical" als Interval Act.
Neben den Finalauftritten der Kandidaten gab es für die Zuschauer auch ein Wiedersehen mit vielen prominenten ESC-Veteranen. Der schwedische ESC-Gewinner von 2015 und Moderator der Vorjahresshow in Stockholm, Måns Zemerlöw, gab sich ebenso die Ehre wie die skurrile Kunstfigur Verka Serduchka, die ukrainische ESC-Teilnehmerin im Jahr 2007. Sie gab den Startschuss für das europaweite Televoting. Als Showacts performten unter anderem Ruslana mit "It's Magical" und Jamala mit "I Believe In U" auf der ESC-Bühne - die Künstlerinnen gewannen in den Jahren 2004 und 2016 den Titel für die Ukraine.
Punktevergabe sorgt für Spannung
Das zweiteilige Punktebewertungssystem kam in Kiew erst zum zweiten Mal zum Einsatz, nachdem es im vergangenen Jahr in Stockholm für einige Überraschungen und Spannung gesorgt hatte. Anders als früher wurden die Abstimmungsergebnisse des Televotings und der Jurys nicht mehr zusammengerechnet. In der traditionellen Schalte verkündeten die Spokespersons der Länder nur noch die Zwölf-Punkte-Wertung der jeweiligen nationalen Juryabstimmung. Im Anschluss wurden dann die Zuschauer-Bewertungen aller Länder zusammengerechnet und den Kandidaten zugeordnet.
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Die Final-Show des ESC 2017 in Kiew eröffnet der israelische Sänger Imri Ziv. Den könnte man schon als eine Augenweide bezeichnen - eine Ohrenweide ist er nicht durchgehend, er verhaut gleich zu Beginn so einige Töne. Alles in allem ein schneller und poppiger Auftritt, auf den der 25-Jährige aber auch lange hingearbeitet hat: In den vergangenen beiden Jahren war er als Background-Sänger beim ESC.
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Kasia Moś legt einen strahlenden Auftritt hin - und das auf keinen Fall nur optisch wegen ihres leuchtenden, wenn auch ziemlich knapp geratenen Outfits. Die Polin tritt nicht nur sehr energisch auf, sie ist vor allem auch wahnsinnig stimmgewaltig - fast könnte sie Shakiras Schwester sein. Gemeinsam mit ihrem Teufelsgeiger begeistert sie so auch das Publikum in der Halle in Kiew.
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Und gleich noch ein Traum in Weiß: Naviband aus Weißrussland. Die beiden stehen auf einem kleinen Boot, die Frisur von Sängerin Ksienija Žuk erinnert ein wenig an Prinzessin Leia aus "Star Wars" - alles in allem nicht gerade gewöhnlich. Und das passt auch zu ihrem folkloristischen Song "Story Of My Life", der trotz der Landessprache eine sehr eingängige Hook hat - und den man trotzdem schnell mitgrölen kann.
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Der Team-Spirit scheint bei Ksienija und Arciom Lukjanienk jedenfalls zu stimmen - nach vollbrachter Arbeit wird da auch schon mal heiß und innig geknutscht.
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Der Mann im Mond: Nathan Trent aus Österreich - ebenfalls unübersehbar in Weiß. Der Mann turnt einigermaßen ausgelassen über die Bühne. Ist aber auch ein fröhlicher Song, sein "Running On Air". Und solange man nicht "Out Of Air" rennt, kann man die Größe der Bühne ja auch mal nutzen.
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Artsvik aus Armenien - die Frau mit den sechs Armen? Natürlich nicht, immerhin ist sie nicht allein auf der Bühne, sondern mit zwei Tänzerinnen. Der Auftritt ist ein Feuerwerk der guten Ethno-Elektro-Laune - und der Tanz passt perfekt zu den ungewöhnlichen Klängen.
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Frauenpower auch aus den Niederlanden: Die drei Schwestern von O'G3NE sind an der Reihe. Sie legen nicht nur wegen ihrer Glitzer-Outfits einen glänzenden Auftritt hin. Sie singen grandios - und haben am Ende, auch wenn es in ihrem Song "Cry No More" heißt, kleine Tränchen in den Augenwinkeln.
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SunStroke Project aus Moldau mit "Hey, Mamma" - sehr passend, so zum anstehenden Muttertag. Auch sonst passt hier aber alles, die Saxofon-Klänge, ...
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... die Brautkleider zu den Mikros in den Brautsträußen und der Party-Stimmung. Die Brautkleider schälen sich übrigens aus zunächst schwarzen Röcken hervor. Na endlich, einmal Trickkleid sollte schon sein beim ESC. Der Sänger ist im Übrigen nicht, wie man zunächst denken könnte, der Moderator und Entertainer Ross Antony.
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Oho, wenn das mal nicht eine traditionelle Garderobe ist, die Joci Pápai und seine Tänzerin da auf der Bühne präsentieren. Und das passt hervorragend zu den klassischen Gipsy-Klängen, die mit Rap und Pop gemixt werden. Und so wird es ein durch und durch stimmiger Auftritt, der auch durch den Gesang des Ungarn überzeugt. Dazu ein klein wenig Drama auf der Bühne, Sänger und Tänzerin bändeln an, stoßen sich weg - und bekommen sich am Ende natürlich doch.
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Auge in Auge mit dem Gorilla: der Italiener Francesco Gabbani. Der muss aufpassen, dass ihm der Affe nicht die Show stiehlt - tanzen kann der nämlich fast besser. Nun gut, aber singen kann er ganz hervorragend, der Francesco. Dazu der adrette Anzug mit Regenbogen-Streifen an den Ärmeln und Sternchen an den Hosenbeinen - da hagelt es am Ende Applaus.
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Etwas unfair an dieser Stelle vielleicht: Francescos Tänzer haben nur bunte Schlabberpullis abbekommen.
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Woohoo, die hat Power, diese in Australien aufgewachsene Dänin Anja Nissen. Sie füllt die Bühne mit all ihrer Energie und vor allem auch ihrer gewaltigen Stimme.
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So leise und so zart: der Auftritt des schüchternen Portugiesen Salvador Sobral. Unaufgeregter geht es wohl kaum - vor allem nicht bei einer Veranstaltung wie dem ESC. Sensationell ist: Er gewinnt am Ende trotzdem. Oder vielleicht auch deswegen.
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Der Jazz-Musiker kann jedenfalls wahrlich singen und vor allen Dingen das Publikum berühren. Und so steht der tosende Applaus am Ende des Songs "Amor pelos dois" im starken Kontrast zu seinem ruhigen, aber eindrucksvollen Auftritt.
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Na, wer wird denn da die Tafel vollschmieren? Dihaj aus Aserbaidschan ist es, mit ihrer stark gegelten Frisur und dem auffälligen Lippenstift. Den beigefarbenen Mantel, den sie zu Beginn immer wieder weit öffnet, als wäre sie exhibitionistisch veranlagt, reißt sie sich am Ende energisch vom Leib. Apropos Energie - die liegt bei dieser Frau im Übrigen vor allem in der gewaltigen Stimme.
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Und was sitzt da neben ihr, hoch oben auf einer Leiter? Es ist ein Mann mit einer Pferdemaske. Das lassen wir einfach mal so stehen und suchen gar nicht erst nach einer tiefschürfenden Erklärung.
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Er wollte einst Opern-Tenor werden - und das hört man ihm und seinem Auftritt auch ziemlich deutlich an: Der Kroate Jacques Houdek ist mehr als stimmgewaltig. Interessanterweise kann er die Jurys trotzdem nicht so recht überzeugen - er holt am Ende erst durch die Stimmen der internationalen Zuschauer auf.
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Was für eine Entwicklung er in den vergangenen Tagen gemacht hat: Isaiah aus Australien. Beim Halbfinale wirkte er noch fast ein bisschen schüchtern, nun steht der 17-Jährige selbstbewusst wie ein Fels in der Brandung auf der Bühne. Und dieses Lächeln! Am Ende kommt der Australier immerhin unter die Top Ten - damit kann man doch eigentlich ganz zufrieden sein.
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Eigentlich ist sie ja Juristin - aber wow, eine, die wirklich wahnsinnig gut singen kann: Demy ist die diesjährige Teilnehmerin aus Griechenland. Die Bühne teilt sie sich mit zwei adonishaften Tänzern, die mit den Füßen ein wenig im Wasser planschen dürfen. Am Ende wird es Platz 19 für die Griechin.
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Hawaiihemd geht immer, das galt schon beim Fernseh-Detektiv Magnum - und der Spanier Manel Navarro scheint das ähnlich zu sehen. Gemeinsam mit seinen Musikern tritt er im Beachboy-Outfit auf. Gesanglich leider kein sehr überzeugender Auftritt - der dann am Ende auch mit nur fünf Punkten und dem letzten Platz abgestraft wird.
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Der Hut steht ihm gut? Na, über Geschmack soll man ja nicht lautstark streiten. Aleksander Wallmann und der vermummte Jowst aus Norwegen präsentieren poppige Klänge, die nicht wehtun - aber auch nicht so recht hängen bleiben.
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Sie steht sehr regelmäßig als Musical-Sängerin auf der Bühne - wen wundert es da, dass Lucie Jones dort eine gewaltige Präsenz besitzt und astrein singen kann? Richtig, niemanden. Mit dieser Sängerin schafft es Großbritannien dann auch endlich mal wieder etwas weiter nach oben in der Rangliste - auch wenn Platz 15 vielleicht nicht grandios ist. Aber, we "Never Give Up On You", Britain.
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Hovig Demirjian aus Zypern kämpft - das sagt schon sein Song "Gravity" - mit der Erdanziehungskraft, liegt während seines Auftrittes sogar einmal auf der Bühne. Kein Auftritt, an dem es viel zu mäkeln gäbe - aber auch keiner, an den man sich am Ende noch so richtig gut erinnern kann.
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Ilinca feat. Alex Florea aus Rumänien hingegen bleiben mit ihrem schrillen und energiegeladenen Auftritt im Gedächtnis. Die 18-jährige Ilinca hat offenbar ein Jodeldiplom absolviert, dazu sieht sie unglaublich hinreißend aus. Der Song könnte jedenfalls der Hit auf der Ski-Hütte werden. Wer hätte gedacht, dass jodeln so schön sein kann?
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Startnummer 21: Levina für Deutschland. Ihr Bühnenoutfit sieht etwas biederer aus als das, mit dem sie zu Showbeginn einmarschiert ist. Aber die Sängerin legt einen strahlenden Auftritt hin.
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Gesang, Performance - "That's What You Call A Perfect ... Show". Nur mit der Platzierung klappt es auch in diesem Jahr wieder nicht so recht: Levina landet nur auf dem vorletzten Platz.
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Heimspiel für den rockigsten aller Acts an diesem Abend: Die Rocker-Boygroup O. Torvald aus der Ukraine ist an der Reihe.
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Und wie es sich so gehört für echte Rocker, wurde da einiges gemacht - so im Bereich Tattoo und Piercing. Gesanglich wird da schon mal ein wenig schräg gejault, aber hey, man kann nicht alles haben.
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Und noch so ein unaufgeregter Auftritt: Die Belgierin Blanche macht nicht allzu viel Tamtam auf der Bühne. Stattdessen konzentriert sie sich auf den Gesang - der durch ihre ungewöhnlich dunkle Stimme beeindruckend klingt. So bringt die 17-Jährige nicht nur den Saal in Kiew mit ihrem Lied "Citylights" zum Kochen, sondern wird am Ende des Abends auch vierte in der Gesamtwertung - vollkommen verdient.
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Die grauen Männer kommen: Der Schwede Robin Bengtsson und seine vier Tänzer legen einen durchgestylten und nahezu perfekten Auftritt hin, dazu sehen die fünf wahnsinnig gut aus. Nur etwas steif wirkt das Ganze dann vielleicht doch.
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Das Küken des Abends: Gerade erst ist er 17 Jahre alt geworden, der Bulgare Kristian Kostov. Das kann man kaum glauben, bei dem selbstbewussten Auftritt. Ungewöhnlich ist die Frisur, da könnten Vögel drin nisten ... wenn sie wollten.
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Wie machen diese Französinnen das nur immer, dass sie so bezaubernd und hübsch aussehen? Alma jedenfalls weiß es definitiv. Mit ihrem "Requiem", das - anders, als der Titel vermuten lässt - sehr schwungvoll und positiv klingt - kann sie das Publikum begeistern. Als dann später auch noch die französische Hauptstadt auf die LED-Wände projiziert wird, muss man neidlos zugeben: Das ist fett!
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