Die Tops und Flops im zweiten Halbfinale
Sichere Finalisten und Favoriten
Nathan aus Österreich hat diesen gewissen Bubencharme, dieses freche Lächeln mit Grübchen im Gesicht: Das will man noch mal sehen, und zwar am Samstag im Finale. Auch das Duo mit dem Jodeldiplom aus Rumänien legt überzeugend nah, dass dessen Reise noch nicht zu Ende sein darf - der Auftritt hat seinen ganz eigenen Charme. Kristian Kostov, der Bulgare mit der Brille in dunklem Rahmen und Zahnlücke, ist der Liebling sehr vieler männlicher Fans. Ein Teenager mit großen Gefühlen, er wird schon seine Gänsehautpunkte bekommen. Der Israeli Imri Ziv sollte ebenso weiterkommen, das ist Tel-Aviv-Musik mit Lebenslustappeal - nicht die Weltneuerfindung der Tanzmusik, aber sehr okay.
Herausforderer mit Wackelstatus
Serbiens Tijana Bogićević passt sich modisch an: Gaze-Fummel in Weiß - die Tänzer teilt sie sich wohl mit der Griechin. Die Niederländerinnen mit ihrem Lied "Lights And Shadows" plätschern in gewisser Weise schönstimmig vor sich hin - das kann schiefgehen, muss es aber nicht. "Hey! Hey!": Weißrusslands Naviband haben die sympathischste Hippie-Gitarren-Sache im Gepäck - das würde so gut ins Grand Final passen. Einziger Hinderungsgrund könnte sein, dass die beiden auf Weißrussisch singen, mögen ihnen die weißen Outfits dabei helfen.
Außenseiter und strauchelnde Favoriten
Der Ungar Joci Pápai ist mit seinem Lied "Origo" eine Art Hip-Hop-Botschafter der Roma seines Landes. Sein Lied wird im Finale einfach auch seiner musikalischen Güte wegen gebraucht. Bester skandinavischer Beitrag dieses Jahres ist das Lied aus Norwegen: Jowst hat, wie man hört, einen literarisch sehr interessierten Frontmann - das ist mal kein Schnulz und Sulz. Hörbarer Elektropop aus der Welt der Fjorde, hübsch. Timebelle ist eine gute schweizerische Wahl, auch des zitronenfarbenen Kleides wegen, das Sängerin Miruna Manescu trägt - wenn sie jeden Ton akkurat trifft, darf sie in Kiew bleiben. Koit Toome & Laura aus Estland müssen für ihren Look - sie trägt ein weißes Kleid - gewiss Punkteverluste hinnehmen. Nein, das wird vielleicht enttäuschend.
Chancenlose und Beklagenswerte
Maltas Claudia Faniello hymnet sich durch drei Minuten Pomp, auch sie trägt ein unoriginell weißes Kleid. Mazedonien? Unauffällig, obwohl Jana Burčeska gar nicht so übel singt - aber ihr Lied ist dann doch nicht eindrücklich genug. Die Dänin Anja Nissen singt, Pyro hin oder her, das zweitödeste Lied dieses Semis. Das ist beliebiges Gekreische ohne echte ästhetische Idee. Irlands Brendan Murray ist der Schnulzier des Abends, da weiß einer so gar nicht in die Fußstapfen Johnny Logans zu treten - obendrein ist seine Bluse weiß, da hilft auch sein Bühnenfesselballon nichts mehr. San Marino? Das Lied ist komponiert von Ralph Siegel - das nützt alles nichts. Kroatiens Jacques Houdek singt eigentlich das zweite Ralph-Siegel-Lied des Abends - ein sinfonisches Häuflein Elend mit Drama-Anmutung. Nein, Litauen, so geht es nicht: Ein rotes Kleid macht noch keinen "Regen der Revolution", sondern hinterlässt nur die Frage, was in aller Welt Litauen sich bei dieser Wahl für Kiew gedacht hat. Au revoir!
Der Modus der Konkurrenz
Für weitere 18 ESC-Länder geht es im zweiten Halbfinale um alles: Acht Acts werden brutal ausgesiebt. Von den Big Five dürfen Juroren und Televoter aus Deutschland und Frankreich mitbestimmen, wer nach Hause reisen muss. Auch das Gastgeberland Ukraine ist stimmberechtigt. Die Halbfinalergebnisse werden unmittelbar nach dem Finale im Internet veröffentlicht.
P.S.: Auffällig ist ernsthaft, dass gefühlt gut die Hälfte der Konkurrenz aller ESC-Acts Weißes und Bodenlanges trägt, die Frauen gern mit Schlitz im Kleid.