Stand: 09.05.2018 23:25 Uhr

Beginnt der "Karrieresommer" von AWS?

Julia Samoylova mit Tänzern und Chor auf der Bühne in Lissabon. © NDR Foto: Rolf Klatt
Julia Samoylova aus Russland trohnt auf einem Projektions-Vulkan.

Das zweite Semifinale ist, anders als viele vor diesen Eurovisions-Tagen mutmaßten, keineswegs schwächer besetzt als das erste Halbfinale: Die Erste, die dies am Donnerstagabend spüren wird, wenn nach Ende der Show abgerechnet wird, ist die Russin Julia Samoylova, die ihr "I Won't Break" zwar schön singt, aber es nicht ins Finale schaffen wird. Viel zu gering wird sie durch die Kameras erfasst werden, dafür ihre Tänzer - als ob sie vergessen machen wollen, dass Frau Samoylova unter ihrem Vulkankegel in einem Rollstuhl sitzt.

Der Balkan muss leiden

Auch Serbiens Sanja Ilić wird ohne weiteren Einsatz nach Hause reisen müssen, allzu traditionell, lieblos und verstaubt klingt sein Lied. Ausscheiden muss auch Montenegro mit Vanja Radovanović: "Inje" klingt wie eine Amateurversion einer Zeljko-Joksimovic-Nummer. Auch seine Kollegin aus Slowenien, Lea Sirk, wird es nicht schaffen. Oder um es mit ihrem Titel zu sagen: Nein danke, also "Hvala, ne!" Polens Gromee darf sich mit seinem schwächelnden Lied auch nicht beschweren - es wird zu wenig sein, um ins Finale zu kommen. Nicht minder enttäuscht wird Georgiens Formation Iriao sein: Trotz Bodennebels schleicht ihr Lied "For You" nicht sympathisch in andere Ohren. Maltas Christabelle muss verkraften, dass sie mit "Taboo" keinen Hund hinterm Herd hervorlocken kann. Nervöse Inszenierung, zu viele Farben, Körperbewegungen und Lichtspots - einfach irre überladen.

San Marino hatte viele Lieder von Ralph Siegel präsentiert, diesmal ist es eines von Österreichs ESC-Elfe Zoë: Nein, diese Bodenroboter von Jessika und Jenifer Brening sind weder niedlich noch beängstigend, sondern sehen wie Zwergen-Butler außer Form aus. Man darf sagen: Siegels Valentina-Monettiaden waren auch nur selten erfolgreich, aber dieses Jahr ohne ihn ist San Marino einfach nur "nixig". Soweit die Tragödien.

Nervöser Norweger und cooler Schwede

Benjamin Ingrosso auf der Bühne in Lissabon. © eurovision.tv Foto: Andres Putting
Er tanzt und tanzt und tanzt: Benjamin Ingrosso aus Schweden.

Und die Finalisten? Dazu gehören der etwas nervöse Alexander Rybak, für den es um viel geht nach seinem Sieg 2009, Rumäniens The Humans mit einer schönen Bühnenperformance, Dänemarks Rasmussen oder die Country-Rock-Geschichte des Niederländers Waylon, die an Garth-Brooks-Lieder erinnert. Weiter sollten auch Lettlands Laura Rizzotto sowie die übernervöse Australierin Jessica Mauboy mit ihrer Bühnenshow alter Kylie-Minogue-Schule kommen - selbstverständlich auch der coole Benjamin Ingrosso aus Schweden und Ukraines Mélovin. Er präsentiert Superaufbauten mit Supermonsterklavier auf der Bühne. Siegfried & Roy hätten das in Las Vegas auch nicht schöner inszeniert.

Metal vom Feinsten aus Ungarn

Die ungarische Band AWS auf der Bühne in Lissabon. © NDR Foto: Rolf Klatt
Authentisch: AWS aus Ungarn singen in der Landessprache.

Und die beiden überragenden Performances sind derer zwei: Einmal die moldauische Herzenswärme-Künstler von DoReDoS mit einer Revuenummer, wie sie sich nur so gewaschen hat - sowie, meine neuen Final-Top-Favoriten, AWS aus Ungarn. Das ist Metal vom Feinsten, der würde sogar Lys Assiazu Herzen gehen. Ihr Titel "Viszlát Nyár" ("Auf Wiedersehen, Sommer") ist fast Hochstapelei: Ihr Karrieresommer fängt doch erst an. Die wären was für Wacken, würde ich meinen. Tendenzen: Frauen zeigen viel Bein, Hotpants sind modisch auch im Angebot. Und dieses ESC-Jahr ist so rocklastig wie keines zuvor.

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Dieses Thema im Programm:

ONE | 10.05.2018 | 21:00 Uhr

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