Stand: 18.05.2020 14:30 Uhr

So liefen die Ersatz-Votings des ESC 2020

Die litauische Band "The Roop" mit der Siegertrophäe © NDR/Uwe Ernst Foto: Uwe Ernst
Die litauische Band The Roop siegt beim deutschen ESC-Finale 2020.

Der Eurovision Song Contest 2020 konnte wegen der Corona-Pandemie nicht in Rotterdam stattfinden. Somit gibt es auch zum ersten Mal seit 1956 keinen Sieger beim ESC. Es hat allerdings in den Wochen und Monaten vor dem geplanten Finaltag am 16. Mai diverse Votings weltweit gegeben, wer den ESC hätte gewinnen sollen. Hier war man sich nicht immer einig. Zum deutschen Sieger der Herzen wurde die Band The Roop aus Litauen gekürt. Insgesamt 296.782 Stimmen wurden am Finaltag per Telefon und SMS in der Show "Eurovision Song Contest 2020 - das deutsche Finale live aus der Elbphilharmonie" abgegeben. Auf Rang zwei landeten nach Zuschauer- und Juryvote Daði og Gagnamagnið aus Island. Die weiteren Länder, die sich im Halbfinale eine Woche zuvor durchsetzen konnten, waren Russland, Malta, Dänemark, Schweden, die Schweiz, Italien, Bulgarien und Aserbaidschan.

Songcheck: Island mit Sieg und neuem Rekord

Die Songcheck-Moderatoren Stefan Spiegel und Alina Stiegler im Studio.  Foto: Joshua Zonnekein
Alina Stiegler, Stefan Spiegel und die Zuschauer kürten Island zum Songcheck-Sieger.

Auch in den traditionellen Songchecks, die 2020 bereits zum zehnten Mal stattgefunden haben, hat es einen Sieger gegeben. Die Zuschauer haben sich zusammen mit den Moderatoren Alina Stiegler und Stefan Spiegel für Island als Gewinner entschieden. Der Song "Think About Things" bekam als erster in der Geschichte der Songchecks mit 10,0 Punkten eine zweistellige Publikumsbewertung - und brach somit den Rekord des Franzosen Amir mit 9,8 Punkten aus dem Jahr 2016. Auf den weiteren Plätzen folgten Litauen, die Schweiz, Italien und Russland. Ganz hinten lag Uku Suviste aus Estland. Auch er hat einen neuen Rekord erzielt, allerdings einen traurigen. Niedriger als mit 2,15 Punkten wurde noch nie ein Song bewertet. Hier, wie auch im deutschen Finale, wurde der deutsche Act nicht bewertet.

Finalvoting sieht Georgien überraschend vorne

Die Nutzerinnen und Nutzer von eurovision.de hatten im April und Mai die Möglichkeit in Votings der Halbfinale eins und zwei ihre Top Ten zu bestimmen. Diese jeweils zehn besten trafen dann in einem Finalvoting auf die bereits fürs ESC-Finale qualifizierten Acts. Hier war der Georgier Tornike Kipiani mit "Take Me As I Am" am erfolgreichsten. Mit 14,9 Prozent der Stimmen konnte er diese Abstimmung sehr deutlich gewinnen. Auf den ersten Blick mag dieser Sieg überraschen. Erklären kann man ihn etwa damit, dass eine große georgische ESC-Facebook-Seite das Voting geteilt und so besonders viel Werbung gemacht hat. Die weiteren Plätze sind erwartbarer. The Roop aus Litauen und Daði og Gagnamagnið aus Island folgen auf dem Siegertreppchen. Vierter wurde der deutsche Kandidat Ben Dolic mit "Violent Thing". Ganz hinten landete der Brite James Newman, der als Teil der Big Five bereits fürs ESC-Finale qualifiziert gewesen wäre.

Österreich wählt Island noch vor Vincent Bueno

Daði og Gagnamagnið: © NDR/Uwe Ernst Foto: Uwe Ernst
Daði og Gagnamagnið liegen auch bei der ESC-Show in Österreich vorne.

In Europa und Australien fanden zahlreiche Shows statt, in denen die Fernsehzuschauer ähnlich wie in Deutschland ihren Sieger bestimmen konnten. In Island und San Marino lang etwa am Ende der Italiener Diodato mit "Fai rumore" vorne. In Norwegen und Australien gewann jeweils Island vor Russland und Litauen. Der österreichische Sender ORF verteilte die Acts des Jahres auf gleich drei Shows im April, und ließ eine Jury je einen Tagessieger bestimmen. Aus den Tagessiegern - Island, Malta und Österreich - konnten dann allein die Televoter den Gesamtgewinner wählen. Auch hier konnte am Ende Island triumphieren. 48 Prozent der Österreicher stimmten für die Band, 33 Prozent für den eigenen Kandidaten Vincent Bueno. Ben Dolic wäre, wenn man sich die Jurywertungen ansieht, zusammen mit James Newman auf Rang zehn gelandet.

Fanverbund OGAE International votet für Litauen

Zum ersten Mal hat der ESC-Fanclubverbund OGAE 2020 einen Fan Contest veranstaltet. Normalerweise dürfen bei dem Voting nur Fanclubmitglieder mitmachen - in diesem Jahr war die Wahl aber auch für andere Interessierte offen. Beide Votings zählten zu je 50 Prozent. Weltweit konnten sich hier The Roop aus Litauen durchsetzen, dahinter folgen Island, die Schweiz und Bulgarien. Deutschland landete auf Rang sieben. Ganz hinten rangieren Slowenien, Weißrussland und - ganz ohne Punkt - Benny Cristo aus der Tschechischen Republik. Einen Fanfavoriten, der auch nur in Fanvotings weit vorne liegt, scheint es in diesem Jahr nicht gegeben zu haben.

Ben Dolic in Deutschland meistgestreamt auf Spotify

Ben Dolic © NDR Foto: Uwe Ernst
Ben Dolic' "Violent Thing" liegt weltweit auf Rang drei der meistgestreamten Songs des ESC 2020 auf Spotify.

Die Streamingplattform Spotify hat vor dem Finaltag die ESC-Songs ausgewertet. Ben Dolic' "Violent Thing" ist dabei der in Deutschland meistgestreamte Song des ESC 2020, vor "Think About Things" aus Island und "On Fire" aus Litauen. Auch weltweit bilden diese Songs die Top drei. Hier liegt allerdings Island vorne, vor Litauen und Deutschland. Auf Rang vier folgt "Don't Break Me" von der Australierin Montaigne, dahinter "Attention" von Ulrikke aus Norwegen. Dies ist interessant, finden diese Songs sonst auf den vorderen Plätzen der Votings eher nicht statt.

Buchmacher prognostizierten Sieg für Bulgarien

Victoria Georgieva, Bulgariens Kandidatin für den ESC 2020 in Rotterdam, steht auf einem Bürgersteig.  Foto: BNT
Auf einen Sieg von Victorias märchenhafter Ballade "Tears Getting Sober" wurde am häufigsten gewettet.

Auch 2020 konnte man wieder auf den ESC-Sieg wetten. Diese Wetten wurden allerdings am Tag der Absage, dem 18. März, eingefroren. Zu diesem Zeitpunkt lag Victoria aus Bulgarien mit "Tears Getting Sober" auf Rang eins - hätte also laut Buchmachern die größte Chance gehabt, den ESC zu gewinnen. Auf Platz zwei folgte The Roop aus Litauen, auf drei Gjon's Tears aus der Schweiz. Island befand sich nur auf Rang vier. Rumäniens Roxen war mit Rang sieben zudem überraschend gut platziert. Sie lag zuvor allerdings auch schon an der Spitze. Deutschland lag auf Rang zehn der Wetten, ganz hinten bildeten Weißrussland und Slowenien die Schlusslichter. Über alle Votings und Prognosen hinweg gesehen, sind es allerdings vor allem die Bands aus Island und Litauen, die weit vorne liegen. Die Chance, dass einer dieser zwei Acts beim ESC 2020 den Sieg geholt hätte, ist groß.

Dieses Thema im Programm:

NDR Blue | ESC Update | 23.05.2020 | 19:05 Uhr

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